Lieber Paul,
ich gestehe, ich bin schon etwas enttäuscht. Darüber, dass Sie es für möglich halten, ich redete aus Loyalität gegenüber Bastl (oder A) gegen das Offensichtliche. Oder ich hätte aus Furcht vor der Erschütterung meines Glaubensgebäudes den nächsten (und so naheliegenden) Schritt gescheut.
Und irgendwie muss ich bei Pauls Argumentation und Überzeugtheit an den Autofahrer denken, der sich kopfschüttelnd darüber wundert, dass alle anderen Autofahrer auf der Autobahn als Geisterfahrer unterwegs sind.
Na ja, egal. Sie leben vielleicht in einem Umfeld, in dem viele das Ähnlich wie Paul sehen (oder doch nicht?). Ich selbst möchte und könnte nicht in Pauls Glaubenswelt leben. Nicht deshalb, weil ich dann die kuschlige Wärme und Bequemheit verlassen müsste, in dem ich es mir im Glauben so schön eingerichtet habe. Sondern weil ich gegen den Literalsinn des Wortes Gottes glauben müsste - ja, was eigentlich? Natürlich steht und fällt mit der Frage nach den Steintafeln, die Paul aufgeworfen hat, für sich genommen erst mal nichts. Und gerne bezeuge ich meine Ahnungslosigkeit in dieser Angelegenheit (wie - ehrlicherweise - jeder das tun muss). Wir können nach Erklärungen suchen, wie wir es hier getan haben - und denen folgen oder nicht. Und ich fürchte auch nicht das Wackeln des ganzen Hauses, wenn mal ein Stein herausgezogen wird.
Aber wenn ich mal über diese Thematik hinaus schaue, darauf, welche Überzeugungen Paul im Glauben wichtig sind, ahne ich, welche Folgen gerade das Negieren der Tatsache haben muss, dass die Heilige Schrift Gottes Wort ist.
Lieber Paul, ich fürchte, wir stehen hier genau am Grabenrand und sehen einen sympathischen Menschen auf der anderen Seite. Und all unsere Liebe reicht nicht aus, um den Graben zu überwinden, den andere ausgehoben haben. Deshalb werde ich trotzdem in Zuneigung und Wertschätzung hinübersehen und Paul weiterhin Gott anbefehlen. Und vielleicht wird irgendwann und irgendwie einmal deutlich, dass es letztlich nicht auf das "über den Graben springen" ankommt, sondern auf das Zuschütten.
Nun gut - so ein kleines Thema: und solche große Wirkung. Aber es steht eben exemplarisch für das Große Ganze.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Christoph
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