An einem warmen Augustvormittag vor 40 Jahren trat ein Pfarrer vor die Zeitzer Michaeliskirche und setzte seinen Talar in Brand. Der Widerschein seiner Flammen ist für viele ostdeutsche Christen bis heute sichtbar. Zu groß, zu unfassbar, zu tragisch war diese Tat des Oskar Brüsewitz. Sie brachte die DDR mit ins Wanken. Und viele Christen. Bis heute.
Nicht allein, weil sie sich in all ihrem unvorstellbaren Schmerz einer Bewertung entzieht. Sondern auch, weil das äußere Brennen des Pfarrers Brüsewitz durch einen inwendigen Brand entfacht wurde – und seine Tat die Frage aufwarf: Warum ist die Kirche, warum sind die Christen so kühl?
Brüsewitz wollte sich nicht abfinden mit der Diktatur. Und er litt darunter, wie sich seine Kirche in den Gegebenheiten der SED-Diktatur einzurichten begann. Sachzwänge, nur allzu verständliche Geschmeidigkeiten, das Überleben der Kirche selbst immer als hohes Ziel. Das vermeintlich Geistliche oft genug sorgsam getrennt vom vermeintlich Politischen. Heute ist es nicht anders.
Heute ist die Kirche wie ein Auto, das 90 Prozent seiner Energie aufwenden muss, um sich selbst fortzubewegen. Ein fossiler Wirkungsgrad. Sie kümmert sich um ihre Strukturen, Finanzen, Kreise und Grüppchen. Die Eliten umarmt sie gern, die Ausgegrenzten sind meist weit draußen vor den Kirchentüren. Wo bleibt der Schrei, weil so viel zum Schreien ist hierzulande und vielerorts in der Welt? Das Wort des Gottes der Gerechtigkeit und des Lebens hat es heute nicht leichter als vor 40 Jahren. Was Brüsewitz die Versuchung der realsozialistischen Diktatur war, ist heute die Versuchung unseres Wohlstandes. Der Bequemlichkeit. Und eines geistlichen Biedermeiers.
- Mitarbeiter/innen (m/w/d) Ökumenische Sozialstation Leipzig
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