»Aller Augen warten auf dich, Herr, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.«
Psalm 145,15
Christlich sozialisierte Menschen singen gelegentlich diesen Psalmvers als vierstimmiges Tischgebet; Heinrich Schütz sei Dank. Und die vollen Klänge könnten zu dem Irrtum verführen, hier käme eine allgemeingültige Wahrheit zur Sprache. – Nein. Viele »Augen« warten auf Speise – und zwar vergeblich.
Gerhard Schöne hat in einer Bearbeitung von »Du großer Schmerzensmann« diese Tatsache besungen: »Du dürres Schmerzenskind, seh‘ dich am Boden liegen. Dein Mund zu schwach zum Schrein, dein Kopf besetzt von Fliegen. Rettung ist nicht in Sicht. Du lebst am falschen Fleck. Die Rüstung, die uns drückt, frisst dir das Breichen weg.«
Weltweit hungern mehr als 800 Millionen Menschen. Jedes siebte Kleinkind unter fünf Jahren leidet an Mangelernährung, rund 66 Millionen Kinder gehen in Entwicklungsländern hungrig in die Schule.
Woran liegt das? Lässt dieser HERR vergeblich warten und gibt nicht mehr oder jedenfalls nicht zur rechten Zeit? Zu diesen Fragen kann man unendlich viel sagen.
Doch, was auch immer wir dazu sagen, es ist nur sinnvoll als Signal. Und dann muss die konkrete Entscheidung folgen: Um Gottes Willen teile ich das, was Gott mir zur Verfügung stellt, mit anderen. Dem hat die Umsetzung zu folgen.
Der alte Spruch, wir seien auch so etwas wie Gottes Hände, hat etwas für sich. Er zeigt uns die Notwenigkeit, an der Umsetzung von Gottes Absichten mitwirken zu müssen, damit weniger Menschen vergeblich warten, zumal Gott genug bereitstellt. Ohne diese Haltung klingt auch festlich Gesungenes zynisch. Und das will in Wirklichkeit niemand. »Erntedank« ist also ein ganzjähriges Handeln.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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