Orte des Glaubens
Fulbert Steffensky über »Die sieben Werke der Barmherzigkeit«
Der anerkannte Theologe, Konvertit, Mitbegründer des politischen Nachtgebets in Köln und bis zu seiner Emeritierung Professor für Religionspädagogik an der Universität Hamburg hat sich in zahlreichen seiner Büchern immer wieder mit Themen der Bibel auseinandergesetzt.
In seinem neuen Buch »Orte des Glaubens« widmet sich Fulbert Steffensky dem Thema Barmherzigkeit auf Grundlage der Gerichtsrede Jesu im 25. Kapitel des Matthäusevangeliums. Dort werden die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit benannt, denen er jeweils ein Kapitel widmet: Die Hungrigen speisen, die Durstigen tränken, Fremde beherbergen, Nackte kleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und – später hinzugefügt – Tote begraben. Diese Werke der Barmherzigkeit empfindet Steffensky durchaus als moralische Akte, vor allem aber als Christusbegegnungen, weil »Christus selbst sich verborgen [hat] unter der Maske der Bedürftigen«.
Fulbert Steffensky buchstabiert in dieser Glaubensverortung nicht nur die einzelnen Werke der Barmherzigkeit durch, sondern stellt sie in einen größeren Zusammenhang, da sie für ihn mehr als die Verhältnisse zwischen den Einzelnen regeln: »Sie haben einen politischen Namen, Gerechtigkeit. Gerechtigkeit ist strukturell gedachte Liebe«, die – öffentlich gemacht – Solidarität meint und nicht mehr nur interpersonal, sondern menschheitlich denkt, so seine schlüssige Argumen- tation.
Bedenkenswert im Kontext der in Europa anhaltenden Flüchtlingsdebatten sind Steffenskys Gedanken zum Beherbergen der Fremden (Matthäus 25, Vers 35). Aus den Werken der Barmherzigkeit schließt er, dass alle Fremden und »alle, die das Leben schlägt« uns etwas angehen.
Nach den sieben leiblichen Werken widmet sich der Autor den sieben geistlichen Werken der Barmherzigkeit, die es gelte, den leiblichen hinzuzufügen. Im Einzelnen nennt er dazu: Die Unwissenden lehren, den Zweifelnden recht raten, die Traurigen trösten, die Sünder zurechtweisen, die Lästigen geduldig ertragen, den Beleidigern gern verzeihen, für die Lebenden und die Toten beten.
Im Kapitel »Den Zweifelnden recht raten« stellt Fulbert Steffensky die zentrale Frage nach Gott, weil »der Glaube nicht mehr blind ist (…). Wir sind es gewohnt, dass Gott die Frage stellt ›Wo bist du, Mensch?‹, und es gehört zu unserer Humanität, sie zu hören. ›Wo bist du, Gott?‹ ist die andere Frage, um die die Glaubenden nicht mehr herumkommen.«
Das Fragen nach Gott treibt Fulbert Steffensky weiter an: In seinem neuen Buch leitet er aus der Barmherzigkeit Gottes die Aufforderung an uns ab, barmherzig zu sein. Dazu macht er in Form von Meditationen bedenkenswerte Vorschläge.
Inspirierend, mit anschaulichen Beispielen und sehr lesenswert.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna