Wer Gott achtet, achtet auch das Leben
Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll. Jesaja, Vers 6,3
Großer Gott, wir loben dich … Heilig, Herr der Himmelsheere! In der Hitliste der Kirchenlieder steht dieser Titel ganz oben. »Heilig« – ich stolpere? Was ist mir, was ist uns heilig? »Heilig« sprich »unantastbar«?
Mit Erschrecken stelle ich fest, nichts ist unantastbar. Wir greifen nach allem und jedem. Vor nichts machen wir Halt. Grenzen zählen nicht. Das Telefon klingelt am Sonntag. »Können Sie mir sagen?« Eine Banalität. Kein Notfall. Der Anrufer hat gerade Zeit. Die Arbeitswelt nimmt kaum Rücksicht auf die Privatsphäre. Der andere hat verfügbar zu sein. Zu jeder Zeit. Mühsam lernen wir, dass unser Leben so aus den Fugen gerät. Wenn kein Raum mehr bleibt, der mir gehört und ich nur noch funktionieren muss, dann geht dem Leben die Luft aus.
»Heilig, heilig, heilig …« singen die Engel im Thronsaal Gottes. Schmerzlich spürt Jesaja, der Prophet, die Grenze. Gott bleibt als der Heilige unantastbar. Er ist ihm ganz nah und doch beängstigend fremd.
Doch geradeso begreift Jesaja: Kein Mensch bekommt Gott in den Griff. Um des Lebens willen setzt Gott der Grenzenlosigkeit Grenzen. Deshalb: Wer Gott achtet, achtet das Leben und wer das Leben achtet, achtet Gott.
Das Leben in seiner Verletzlichkeit, Schutzbedürftigkeit und Begrenztheit zu achten, macht menschlich. So atmet es etwas von der Heiligkeit Gottes und es klingt und singt nicht nur im Lied: »Großer Gott, wir loben dich … Heilig, Herr der Himmelsheere! Starker Helfer in der Not! Himmel, Erde, Luft und Meere sind erfüllt von deinem Ruhm; alles ist dein Eigentum.«
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna