Nunja, wer sich aus Bewunderung nach Adorno nennt, dessen Haß auf Deutschland ja kein Geheimnis ist, und ohne dessen mitbegründete Frankfurter Schule es keine 68er und Grünen gäbe, läßt schon aufhorchen, wenn er sich plötzlich um Patriotismus kümmert. Vielleicht unter diesem Aspekt ein lesenswertes Buch?
Deutsch ohne Feindschaft
Patriotismus: Wie kann man deutsch sein, ohne dass Misstöne aufkommen? In ihrem Buch »deutsch, nicht dumpf« plädiert Thea Dorn für eine aufgeklärte Bejahung der eigenen Wurzeln.Thea Dorn wagt sich in einen Irrgarten mit Dornenhecken und Fallgruben. Wer wie die 47-jährige Schriftstellerin aus Berlin solch heikle Begriffe wie »Heimat«, »deutsche Nation«, »Patriotismus« gar zu beschreiben versucht, landet derzeit schnell in der politisch ganz rechten Ecke. Ihr indes gelingt das Kunststück, souverän auf dem schmalen Grat der Mitte zu balancieren. So wird ihr Buch »deutsch, nicht dumpf« zu einer Fundgrube kluger Gedanken für all jene, die nichts von der Selbstverleugnung deutscher Eigentümlichkeit in einer multikulturellen Melange halten – und dennoch offen für Zuwanderer aus fremden Kulturen sind.
Deutsche Identität knüpft sie an Kultur. »Der deutsche Mythos, eine Kulturnation zu sein, ist älter als der Nationalstaat.« Ihr Buch sei ein im besten Sinne »bildungsbürgerliches Buch«, wie sie es selbst bei dessen Vorstellung in Dresden nannte. Sie führt darin Streitgespräche mit Ideologen von linksaußen bis extrem rechts – inhaltlich und nicht mit der verbreiteten Methode, den Gegner mit schlichtem Moralismus zu erledigen. Dies tut sie mit solcher Lust am Argumentieren, in einer lebendigen, präzisen und bildkräftigen Sprache, dass die Lektüre zum intellektuellen Vergnügen wird. Hier leuchtet das Lessingsche Licht der Aufklärung.
Die Grenzen für den politischen Meinungsstreit sieht sie mit dem Grundgesetz gezogen. Innerhalb dieses Rahmens seien mehr Positionen legitim als es »politische Korrektheit« vorschreibt. Deren Verfechter haben es in ihren Augen vielfach überzogen. Mit ihrer Hysterie gefährdeten sie selbst den gesellschaftlichen Frieden. Dazu zählt sie auch den »begrifflichen Murks«, den Verfechter einer »gerechten Sprache« mit großem Binnen-I oder noch absurderen Sprachmanövern praktizieren.
In der Flüchtlingspolitik hält sie es weder für sinnvoll, sich allein an den Bedürfnissen der Wirtschaft zu orientieren noch ausschließlich an sozialer Bedürftigkeit von Migranten. Europa müsse stattdessen Freiheitskämpfern gegen autoritär-reaktionäre Regimes einen sicheren Hafen bieten. Die Ehrlichkeit gebiete es Politikern, zuzugeben, dass Deutschland nicht unbegrenzt Menschen aus anderen Ländern aufnehmen könne. Der »Notfall« vom Herbst 2015 dürfe nicht zum Normalfall erklärt werden. Auch hier hält sie Extrempositionen für nicht hilfreich: »Die Alternative ›Trutzburg Europa‹ versus ›radikal offene Grenzen‹ ist falsch und lotst den politischen Dialog in gefährlich aufgewühlte Gewässer.«
Für die Voraussetzung einer liberalen und offenen Gesellschaft hält Thea Dorn etwas, was uns bei allen Unterschieden miteinander verbindet – ein ethisch-kulturelles Fundament. »Wie aber können wir auf Verbindendes hoffen, wenn wir das Verbindliche ächten?«, fragt sie.
Religion lässt sie bei alldem weitgehend aus dem Spiel. Wohl ist ihr Jesus Christus über das Christentum hinaus Ahnherr aller abendländischen Demut. Doch geht es um Gesellschaft und Kultur, rät sie zum Verzicht auf übergeordnete Instanzen: »Wer sich im politischen Diskurs auf ›die Natur‹ oder ›Gott‹ als letztes Argument beruft, stellt sich selbst außerhalb des Spielfeldes, das unser Grundgesetz vorgibt.« Göttliche Maßstäbe seien Sache des Einzelnen, keiner Partei, pflichtet sie dem Journalisten Lorenz Jäger bei.
Was sie nicht daran hindert, sich in Sachen ihrer Vorstellung eines nicht bornierten Patriotismus unter anderem auf den evangelisch-lutherischen Pfarrer Wilhelm Abraham Teller zu berufen, der 1793 das Konzept eines »vernünftigen«, »gebildeten« Patriotismus entwickelte.
Ohne Patriotismus geht es für sie nicht. Sie ist sich wohl bewusst, dass Nationalstaaten keine Lämmer sind und zu reißenden Bestien werden können. Daher braucht es einen Rahmen – die Verfassung. »Das einzige Mittel, unsere Gesellschaft vor einer noch gravierenderen und irgendwann nicht mehr zu kontrollierenden Spaltung zu bewahren, scheint mir das Bekenntnis zur Nation zu sein. Und zwar nicht in einem völkisch-ethnischen, sondern in einem verfassungsrechtlichen, sozialsolidarischen und kulturellen Sinn.«
Thea Dorn: deutsch, nicht dumpf. Ein Leitfaden für aufgeklärte Patrioten. Knaus Verlag. 334 S., 24 Euro.
Sehr richtig: Der Charakter einer Schriftstellerin, die in Achtung vor Adorno ihr Pseudonym wählte, wird dadurch deutlich: Hasst Adorno ja Deutschland und ist an dem Verfall unseres Landes zusammen mit seinen 68ern schuld. Unter diesem Aspekt sollte man das Buch lesen? - Da wird schon vor der Lektüre der Teufel an die Wand gemalt: Das gefällt mir!
J.L.
Lieber Johannes,
freut mich, daß ich Deine Zustimmung erringen konnte - im Gegensatz zu vielen, die hier gegenläufiger Meinung sind, lese ich natürlich auch Literatur von Schriftstellern, die nicht meine Weltanschauung haben und lese nicht nur JF und compact, sondern auch ND und taz. Daher habe ich auch, zu Deinem häufigen Ärger, schnell mal paar Fakten zur Hand, wenn ich sie brauche. Auch wenn ich nicht alles teile, was ich lese. Finde ich zumindest besser als die Bundeskanzlerin, die ein Buch verreißt und in dem selben Satz sagt, daß sie es nicht gelesen hat und nicht liest.
Auch O. Fallaci als Linke und M. Houellebecq als linker Anarcho stehen mir weltanschaulich nicht nahe, aber bestimmte Sachen, die sie schrieben, sind einfach beängstigend realistisch. Bei Thea Dorn (sie hatte auch in der Hermann-Affäre keine besonders rühmliche Rolle) bin ich über dieses Buch erstaunt und neugierig, ob es ein Sinneswandel oder ein reißerischer Titel ist. Dennoch kann man davon ausgehen, daß, wenn jemand ein Pseudonym in Verehrung eines anderen benutzt, er auch weltanschauliche Positionen des Verehrten teilt, nicht wahr? Und da wirst selbst Du nicht Adorno als Deutschlandfreund hinstellen können, auch wenn Du nicht Hans-Güntherchen heißt. Aber mein Post hat zumindest erreicht, daß Menschen aufgeklärt wurden, wer Christiane Scherer ist.
Herzlichst
Britta
Trotz Googeln konnte ich keinen negativen Eingriff in die Vita Eva Herman finden. Wo nimmst Du denn das alles nur her? Oder hatte Christiane Scherer sich an dem Teig namens Hermann vergriffen?
Das liegt wahrscheinlich an Deiner Googl-Technik, lieber Johannes. Wenn Du atürlich auf Kochseiten suchst, wirst Du den Teig finden. Bei mir kamen bei einfacher Recherche sofort etliche Hinweise (ich hatte es allerdings in E. Hermanns Buch gelesen), z.B. https://www.zeit.de/zeit-wissen/2007/01/Interview-Thea-Dorn/seite-2 . Da die Feministin T.Dorn einen Widerspruch zwischen Mutterschaft und Moderne sieht, scheute sie sich auch nicht, Vergleiche zwischen E.Hermanns Buch "Das Eva-Prinzip" und Hitlers "Mein Kampf" zu ziehen. Spricht ja auch Bände, wenn man in einen inszenierten Skandal weiteres Öl gießt, um die eigene Publicity auf Kosten einer Kollegin zu erhöhen.
Verehrteste, Ich hatte lediglich unter Hermann gegoogelt, nicht unter Kochen. Und bei diversen Artikeln über E. Herrmann habe ich dann nach Dorn gesucht, nichts gefunden. Und: Dorn hat nicht Eva-Prinzip mit Mein Kampf verglichen. Das ist die Art der Schlussfolgerung, wie Du sie ständig betreibst. Sie hatte eine Zitat mit einem anderen verglichen: Das ist etwas ganz anderes . - So wie Du auch zwei Sätze ohne Kontext als Beweis für Deutschlandhass hochstilisierst. So kann und will ich nicht denken. Ich werde auf solche Negativ-Schlüsse nicht mehr antworten.
Johannes
Ich bin mir sicher, lieber Johannes, daß ich in JEDEM Buch Sätze finden kann, die ich mit Sätzen aus der literarischen Verkörperung des Bösen, Hitlers "Mein Kampf", vergleichen könnte. Allein die Intention, dies zu tun, deutet darauf hin, sein Gegenüber beschädigen zu wollen. Warum hat Thea Dorn das getan? Zudem wären es doch nach deiner sonstigen Lesart auch nur zwei aus dem Zusammenhang gerissene Zitate? Warum zitiert man überhaupt? Ist ein Zitat nicht immer aus einem Kontext gerissen, es sei denn, es ist ein Aphorismus?
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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