Christus ging dahin, wo es schmerzte
Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. 1. Johannesbrief 5, Vers 4cEr klingt mir fast ein wenig zu abgeklärt. Aber der Satz tut gut in der Anspannung der letzten Wochen. Schwer Erträgliches ist in meiner Stadt geschehen: Ein Mann wurde erstochen. Menschen lassen sich zum Zorn reizen und sind aufgebracht. Wütende greifen fremde Menschen an. Unbelehrbare zeigen den Hitlergruß. Nun wird gerungen um die Konsequenzen.
Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Man könnte das hören als Aufforderung, innerlich und äußerlich Abstand zu nehmen. Soll mir die Welt egal sein? Christus war sie nicht egal. Darf ich mich herausziehen aus dem schwer Erträglichen? Christus hat sich nicht ins galiläische Idyll zurückgezogen, sondern ging dahin, wo es schmerzte. Chri-stusnachfolger bin ich wohl nicht, wenn ich mich von der Welt distanziere.
Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Was für ein Sieg? Luther sagte über den Glauben: »Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemand untertan.«
Wer glaubt, ist frei. Ich lasse mein Herz nicht dem Zorn gehören, nicht den festgefahrenen Urteilen, auch nicht der Ratlosigkeit. Ich richte meinen Blick auf Christus, seine Geduld, seine unbedingte Liebe zu den Menschen, seine Klarheit im Urteil über das, was lebensfeindlich ist.
Mir ist diese heilsame Weltfremdheit gestattet. Die Welt besitzt mich nicht.
Dann noch einmal Luther: »Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.« Der Blick auf Christus leitet mich an. Ich glaube, darum bin ich frei zu hoffen. Ich bin frei zu handeln, gemeinsam mit dir. Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.