Gott und Geld: Ursprünglich war Geld ein bloßes Tauschmittel. Doch heute wird damit gehandelt. Auch die Kirche legt ihr Geld an. Wie kann ein christlicher Umgang mit dem Geld aussehen?
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Widersprüchlich kommt die Bibel daher, wenn es um Geld geht. Aus dem 5. Buch Mose – kein Zins vom Freund, vom Angehörigen des eigenen Volkes nehmen – folgte das Zinsverbot. Zins von Fremden zu nehmen, war jedoch erlaubt. Und selbst Jesus verlangt, Geld zu den Wechslern zu geben, damit es Zins bringt (Lukas 19,23).
Andererseits heißt es ganz klar bei Matthäus: »Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.« Also Geld oder Gott. Oder ist Geld als Werkzeug anzusehen, mit dessen Hilfe christliche Verantwortung praktisch umgesetzt wird? Geht das überhaupt? Ist Christsein in der Finanzwelt überhaupt hilfreich? Wo geraten Akteure in Widerspruch zu christlichen Werten?
Der Vorstandsvorsitzende der Bank für Kirche und Diakonie, Ekkehard Thiesler, sagt: »Ziel unserer Kreditgenossenschaft war und ist es bis heute, die Rücklagen der evangelischen Kirche als Kredite an diakonische Unternehmen weiterzugeben. Darüber hinaus investieren wir am Geld- und Kapitalmarkt, auch hier spielen ethisch-nachhaltige Kriterien eine entscheidende Rolle.« Solche Kriterien sind beispielsweise nachzulesen im »Leitfaden für ethisch-nachhaltige Geldanlagen« der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Zu den am meisten nachvollziehbaren konkreten Empfehlungen der gut 50 Seiten umfassenden Publikation gehören Ausschlusskriterien wie Rüstungsgeschäfte oder die Gewinnung von Rohstoffen aus Ölsand. Doch können sich Menschen in der Finanzwelt danach richten? »Ich muss mein Gewissen nicht an der Garderobe abgeben«, sagt Ekkehard Thiesler. Und Ulrich Schmidt, Vorstand der Volksbank Magdeburg, meint, dass das Agieren in der Rechtsform der Genossenschaft die Orientierung an Werten wie Demokratie, Fairness, Hilfe zur Selbsthilfe und Solidarität ermöglicht. »Und damit sind wir den christlichen Grundwerten Glaube, Liebe im Sinn von Nächstenliebe und Hoffnung doch recht nahe.«
Schmidt, ebenso Christ wie Sachsen-Anhalts Finanzminister André Schröder, hat erst kürzlich bei einem Magdeburger Podiumsgespräch zum Thema »Finanzpolitik in christlicher Verantwortung – Frommer Wunsch oder echte Option?« gesprochen. Im Unterschied zu den Bankern gibt der Politiker zu, dass die Regeln der Finanzen nicht immer mit christlichen Werten harmonieren. »Rendite und Sicherheit spielen in der Finanzwelt eine große Rolle. Ein natürliches Spannungsverhältnis, das in unserer täglichen Arbeit zu berücksichtigen ist. Zudem sehe ich als meine Aufgabe, gleichzeitig auch die Balance zwischen ethischen, sozialen und Grundsätzen der Nachhaltigkeit zu schaffen. Ich sehe die Fehlbarkeit des menschlichen Tuns.« Politik sei immer dem Allgemeinwohl verpflichtet, so Schröder. »Die unveräußerliche Würde des Menschen steht ebenso im Vordergrund meines Handelns wie das Gebot der Nächstenliebe mit dem Grundgedanken der Solidarität in der Gesellschaft.«
Ausdrücklich ohne religiöse Einflüsse agiert die Ethikbank im thüringischen Eisenberg. Die Motive der Gründer Klaus Euler und Sylke Schröder waren mehr humanistischer Natur. Die Zweigniederlassung der Volksbank – und damit ebenfalls genossenschaftlich organisiert – stelle den Menschen in den Mittelpunkt und biete Bankdienstleistungen für Menschen an, die selbstbestimmt und verantwortungsbewusst leben und die kritisch hinterfragen, was mit dem eigenen Geld passiert, teilt Vorstand Katrin Spindler mit. Die Anlagekriterien ähneln bemerkenswert denen der EKD.
Ob im Zweifel die Rendite oder das christliche Gewissen bei einer Entscheidung gewinnt, hängt vermutlich vom Einzelfall ab. Das Leben ist da mindestens so widersprüchlich wie die Bibel.
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