Wir sind nicht allein
»Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.« Joh. 3,14b–15Ein sehr beeindruckendes Passionsspiel sah ich vor zehn Jahren in Oberammergau. Es sollte in diesem Jahr zum 42. Mal stattfinden, musste aber infolge der Corona-Pandemie verschoben werden. 1633 schworen die Einwohner, dass sie alle zehn Jahre das Leiden und Sterben Christi aufführen, sofern niemand mehr an der Pest stirbt.
Wir gehen mit dem Palmsonntag in die Karwoche. Sie wird auch die stille Woche genannt. Dieses Jahr wird sie besonders still sein. Wir wollen uns dem Passionsgeschehen auf dem Berg Golgatha innerlich nähern. Jesus erinnert an das Bild, wo Mose eine Schlange an einen Stab aufrichtet. Vorher hat das Volk Israel gegen Gott gemurrt, weil der Weg durch die Wüste so beschwerlich wurde. So lässt Gott Schlangen zu, die mit ihrem Gift die Menschen töten. Gott half damals – und auch heute. Aber anders als gedacht.
Wer auf den Stab mit der Schlange blickt, wird leben, auch wenn er das Gift der Schlange in sich trägt. Am Kreuz ist Jesus, der Menschensohn, erhöht. Wer an ihn glaubt, der hat das ewige Leben. Der wird heil. Deshalb schauen wir Christen auf das Kreuz.
Wir heben den Kopf und schauen dem Leid, dem Coronavirus, ins Angesicht. Vielleicht werden wir nicht gesund, aber wir werden heil. Und es kann sein, dass ein Schmerz bleibt. Aber der Schmerz vergiftet uns nicht mehr. Wir können mit ihm leben. Denn wir sind nicht allein: Gott ist da, der allen Schmerz kennt, und ihn verwandeln will.