Herbergen in Not
Christliche Herbergen: Seit Wochen haben die christlichen Bildungs- und Freizeithäuser wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Ein Ende ist nicht in Sicht – aber eine Hoffnung auf die Sommerferien.
Ostern und die Ferienwoche danach sind für Helga und Gotthard Neumann in der Regel eine arbeitsreiche Zeit. Ihre rund 100 Betten im christlichen Freizeitzentrum Hüttstattmühle in Ansprung bei Marienberg sind dann meist voll belegt. Dieses Jahr war unter anderem eine Mutter-Kind-Freizeit eingeplant. Doch weil seit Mitte März wegen des Coronavirus alle Übernachtungshäuser schließen mussten, herrscht auch in der »Hümü« und ihrer Bungalowsiedlung gähnende Leere. »Sonst müssen wir durcharbeiten an Ostern«, erzählt Gotthard Neumann. Doch nun sei erstmals Zeit für Online-Gottesdienst und einen Osterspaziergang gewesen. »Wir hätten aber lieber Gäste gehabt«, ergänzt der Hausleiter.
Denn ohne Gäste gibt es keine Arbeit. Und ohne Arbeit auch kein Geld. Anfang April sind alle sieben Mitarbeiter der Hüttstattmühle in Kurzarbeit mit null Stunden gegangen, auch die Hausleitung. Das Geld, zwei Drittel des Nettolohns, zahlt nun die Arbeitsagentur. Und das ist in vielen der 58 christlichen Freizeit- und Tagungshäuser in Sachsen der Fall.
Die Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Tagungs- und Gästehäuser in Deutschland, die unter der Marke »Himmlische Herbergen« auftritt, hatte vor vier Wochen einen »Brandbrief« an die Bundeskanzlerin verfasst. Darin warnt sie vor »verheerenden Folgen« der Corona-Krise in ihren Häusern. Die Buchungsausfälle gefährdeten die wirtschaftliche Existenz der meisten Einrichtungen, heißt es. Häuser wie die Hüttstattmühle mit einer GmbH als Trägerin konnten schnell Zuschüsse vom Freistaat Sachsen für die Deckung ihrer Fixkosten beantragen. Gotthard Neumann hat so 4000 Euro pro Monat erhalten – für zunächst drei Monate. »So überstehen wir schon mal ein Vierteljahr«, sagt er zuversichtlich.
Auch gemeinnützige Einrichtungen haben kürzlich vom Freistaat die Zusicherung finanzieller Hilfen erhalten. »Wir brauchen diese Zuschüsse«, sagt Andreas Frey, Geschäftsführer des CVJM Sachsen. Darlehen würden den Häusern des Vereins nicht weiterhelfen, meint er. Die Einrichtungen könnten das Geld nie zurückzahlen, weil für günstige Preise eng kalkuliert werde. Und die Häuser eben nicht gewinnorientiert seien. Sorgen macht sich Frey auch um die Beschäftigten in Kurzarbeit. Gerade mit Teilzeit-Anstellung sei das Geld jetzt sehr knapp. Manche Landeskirchen stocken das Kurzarbeitergeld ihrer Beschäftigten auf 80 oder sogar 100 Prozent auf. In Sachsen ist das Landeskirchenamt dazu auch angefragt. In der Bundesregierung wird ebenfalls darüber diskutiert.
Trotz der ersten Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen bleiben viele Menschen skeptisch, wann die Herbergen wieder öffnen dürfen. Frieder Mühl aus Bautzen wird mit den etwa 90 Leuten seiner Lutherischen Gemeinschaft auf jeden Fall zuhause bleiben müssen. Der Gemeindeleiter wollte Anfang Mai eine Rüstzeit zum Thema Ehe in der Hüttstattmühle abhalten. Alles sei gründlich vorbereitet gewesen, sagt er. Nun seien die Familien mit vielen Kindern traurig über die Absage.
Hausleiter Gotthard Neumann hofft, dass er wenigstens zu den Sommerferien wieder Gäste in seiner Hüttstattmühle empfangen darf. Er wird das Haus im Sommer an seinen Nachfolger übergeben und in den Ruhestand treten. Doch allein bis zu den Ferien rechnet er noch mit Umsatzeinbußen von etwa 80 000 Euro.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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