Mehr als nur Zahlen: Hinter jedem Kirchenaustritt, aber auch jedem Kircheneintritt steht eine Geschichte. Diese bewegen sich nicht selten zwischen »Kritik deutlich machen« und »neuer
geistlicher Heimat«.
»Ich wollte damit kein Geld sparen«, sagt Philipp Wilde über seinen Kirchenaustritt. Was an Kirchensteuer fällig würde, bucht er nun auf ein separates Konto und unterstützt damit gezielt kirchliche Projekte. ©
epd-bild/Jens Schulze
Mitte Juli 2021 sitzen Caroline Zerwas und ihr Mann Martin beim Notar, um ihren Austritt aus der katholischen Kirche zu vollziehen. »Das war der Schlusspunkt eines langen Prozesses«, sagt die 46-Jährige. Der nicht enden wollende Missbrauchsskandal, aber auch eine Christmette im Kölner Dom, bei der sie Kardinal Rainer Maria Woelki als »völlig entrückt« empfand, gaben letztlich den Ausschlag. Die Geschichte ihrer Entfremdung von der Kirche reicht aber weiter zurück, wie die Mutter dreier Kinder erzählt.
Aufgewachsen ist sie in Ostfriesland, in der katholischen Diaspora. Zusammenhalt und Gemeinschaft prägten das Gemeindeleben. »Ich habe meine Kindheit in der Kirche verbracht.« In Rott, einem kleinen Ort südlich von Aachen, wo die Familie seit einigen Jahren lebt, is