Eine Kirche – viele Wünsche
Eindrücke von der ersten öffentlichen Gemeindedebatte zu „Kirche im Wandel“
Es geht bergauf. Es ist heiß. Der Weg zu einer Kirche, in der gemeinsam über die Zukunft der Landeskirche nachgedacht und aufeinander gehört wird, ist anstrengend. Knapp 200 Menschen nehmen es auf sich und finden am 14. August in der Lukaskirche Zwickau zueinander. Es ist das erste „Resonanztreffen“ zum Zukunftsprozess „Kirche im Wandel“ in der Landeskirche Sachsens. Zu einem zweiten am 18. August in Radebeul hatten sich ähnlich viele Interessierte angemeldet.
Als Grundlage für alles Zukunftsdenken gilt das Geld. Finanzdezernentin Kathrin Schaefer gibt mit etlichen Grafiken Einblick in einen scheinbar unabwendbaren Sinkflug der Gemeindegliederzahlen und der Einnahmen in den nächsten Jahren. Weiter Personalkosten sparen, heißt eine Devise. Personalmangel und eine Ruhestandswelle tragen dazu bei – und sparen schon jetzt Millionen jedes Jahr.
Zudem soll die Verwaltung „verschlankt“ werden, stellen die beiden Leiter der Arbeitsgruppe „Kirche im Wandel“, Bildungsdezernent Burkart Pilz und Pfarrer Christoph Herbst, in ihrem Bericht vor. Professionellere Verwaltungsstrukturen für größere Gebiete sollen Entlastung für die ehrenamtlichen Kirchenvorstände bringen – und die Orts- beziehungsweise Kirchgemeinden stärken.
Auf Letzteres hoffen viele Anwesende, aber mit unterschiedlichen Erwartungen. Landesbischof Tobias Bilz spricht ein grundsätzliches Problem an: „Bei vielen von uns ist mit der letzten Strukturreform das Körpergefühl für die Kirche verloren gegangen.“ Auch deshalb hakt Pfarrer Sebastian Führer aus Leipzigs Nathanaelgemeinde nach, die Unterschiede zwischen einer Körperschaft öffentlichen Rechts und einer kirchlichen Rechts klar zu definieren. Dafür gibt es spontan Applaus aus vielen Reihen. Denn künftig soll die Zahl der eigenständigen Kirchgemeinden, also Körperschaften öffentlichen Rechts, erheblich reduziert werden. Und damit auch die Eigenverantwortung.
Angela Müller hört das gern. „Wir wollen das Gebäude der ehemaligen Superintendentur verkaufen“, sagt die stellvertrende Vorsitzende des Kirchenvorstandes in Stollberg. Das sei zu kompliziert für ein Ehrenamt, findet sie.
Für Steve Richter aus der Kirchgemeinde Einsiedel grenzt diese Entmachtung dagegen an Enteignung. In vergangenen Jahren habe der Kirchenvorstand unter seiner Leitung die Immobilienangelegenheiten in Ordnung gebracht, sagt er. „Warum sollen wir das jetzt abgeben?“ Seine Gemeinde am Rand von Chemnitz hat aber ein Personalproblem. Die halbe Pfarrstelle sei schwer zu besetzen. Doch die Gemeinde hat längst einen Förderverein gegründet und darüber Leute für die Kinder- und Jugendarbeit angestellt. Bei der Gemeinde direkt sei es mit zu hohen Hürden verbunden, sagt er und hofft auf mehr Flexibilität seitens der Landeskirche.
Das wünschen sich auch viele andere Anwesende in der Lukaskirche. Sie schütteln nur den Kopf, als Bildungsdezernent Burkart Pilz ankündigt, an den hohen Qualifikationen festhalten zu wollen. Wie das zum stärkeren Engagement durch Ehrenamtliche passen soll, die diese Qualifikationen bei Weitem nicht mitbringen, bleibt ihnen schleierhaft. So liegen die Erwartungen auch an anderen Stellen weit auseinander. „Wir brauchen eine gut regulierte Flexibilität ohne Beliebigkeit“, fasst Kirchenleitungsmitglied Friedhelm Zühlke die Herausforderung für sich zusammen. Man bleibt im Gespräch.
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Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna