Werdet voll Heiligen Geistes
Über den Atem Gottes. Eine Betrachtung zu PfingstenWas passiert, wenn ein Mensch vom Heiligen Geist gepackt, mitgenommen, eingenommen wird? Da ist zum Beispiel die Geschichte von König Saul, der einer Gruppe von Prophetenjüngern begegnet, einer Art reisender Community der von der göttlichen Ruach erfüllten Menschen (Ruach ist der „Geist“ im Sinne von Sturm, Wind, Atem auf Hebräisch). Dieser Geist hat etwas Infektuöses: er springt über. Was also tut Saul? Er zieht sich nackt aus und legt sich auf die Erde: da liegt er nackt, einen Tag und eine Nacht (1. Sam. 19). Das ist – sagen wir einmal – erstaunlich. Die Ruach verbindet mit den elementaren Dingen des Lebens.
Oder im Neuen Testament, ein paar Tage nach Ostern: Da sitzen diese Männer und Frauen beisammen und wissen nicht so genau, wie es weitergehen soll. Etwas wie Feuer kommt über sie, und, naja, Sie wissen wie es weitergeht, in dieser Geburtsgeschichte der christlichen Kirche.
Und was sagt man sich draußen, nachdem diese Gruppe an die Öffentlichkeit getreten ist? Betrunken sind sie, voll süßen Weins! Man kann das, was da mit ihnen geschieht, also verwechseln. Das göttliche Pneuma („Geist“ im Neuen Testament) ist verwechselbar. Und womit ist es verwechselbar? Mit einem Rausch und der Fröhlichkeit, welche die Frucht des Weinstocks zu erzeugen pflegt.
Der Epheserbrief kann daher beides kontrastieren: Sauft euch nicht voll Wein, sondern werdet voll Heiligen Geistes. Die gleiche Verwechselbarkeit. Auch das ist, sagen wir es wieder, erstaunlich …
Wenn wir vom Heiligen Geist sprechen, sprechen wir also zumindest auch über das Irrationale, das Ekstatische, das Pneumatische, das Überraschende, Exuberante und das ganz Andere des göttlichen Wirkens. Wir sprechen von einem Erfahrungsraum, einer Erfahrungssphäre.
Für Paulus schafft sie die Charismen, die getauften, von Gott in Dienst genommenen und geschaffenen Talente in der Gemeinde. Aus ihnen lebt diese Gemeinde. Was sind dann Pfarrerinnen und Pfarrer? Ich denke, so etwas wie Fußballtrainer: sie entdecken und trainieren die Talente, müssen das Spiel aber nicht alleine spielen … ihre Aufgabe ist, zu entdecken, zu fördern, zu kultivieren. Das geschieht durch Aussprechen, Zusprechen, Entdecken. Menschen wissen von ihren Charismen (die mehr sind als Talente!), weil sie ihnen von anderen Christenmenschen bestätigt, zugesprochen werden (wenn es gut läuft, auch von Pfarrerinnen und Pfarrern).
Diese Charismen sind für Paulus die Normalität der Gemeinde. Der Geist individuiert sich in ihnen. Dieser Geist ist Kraft, aber auch Person (er spricht in der 1. Person Singular!). Einfach wie eine Kraft anzapfen kann man ihn nicht: man muss sich ihm (gerne auch: ihr) öffnen. Paulus sagt: Die Geister der Propheten sind den Propheten untertan, und: Den Geist dämpft nicht!
Das Pneuma ist freilich auch ein Sehnsuchtsbegriff. Er evoziert eine Vision von Gemeinde. Ohne Vision wird das Volk wild und wüst, wie der weise Salomo wusste (Sprüche 29,18). Dann hat Kirche keinen Leerlauf: ihr Motor ist der Wind, der Atem Gottes.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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