Erfrischende Sommerkirche
In der Urlaubs- und Ferienzeit öffnen sich Gemeinden für Touristen und locken an coole Orte
Trotz Rekordhitze in Frohburg: Michael bleibt cool. Denn die 600 Jahre alte gotische Hallenkirche St. Michael hat dicke Mauern. Sie bietet ihren Gästen auch an einem Tag mit Rekordwerten von 37 Grad Celsius – wie Anfang Juli – eine erfrischend kühle Luft im Kirchenschiff. Der andere Michael, Pfarrer Michael Tetzner, freut sich darüber und lässt die Kirche gern für Besucher offen. An diesem heißen Juli-Tag kommen auch Gemeindeglieder zu einer kleinen Feier in der Kirche zusammen. Sie atmen beim Eintreten erleichtert auf. „Das ist der angenehmste Ort in der Stadt“, sagt der Pfarrer. Auch in der Region seien viele Kirchen tagsüber geöffnet, so Michael Tetzner. – Für geistliche und körperliche Erfrischung.
Genau dazu hat die sächsische Landeskirche ihre Gemeinden aufgerufen: Die Kirchen an heißen Sommertagen als kühle Zufluchtsorte zu öffnen. Offene Kirchen und schattige Friedhöfe könnten eine Chance sein, um den Menschen zugleich die Angebote der Kirchen nahezubringen, äußerte das Landeskirchenamt gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Rund 110 Kirchen seien ohnehin regelmäßig geöffnet, vor allem in größeren Städten, hieß es weiter. Auch die benachbarte Evangelische Kirche in Mitteldeutschland hatte zur Öffnung ihrer Gotteshäuser aufgerufen. Kirchenamtspräsident Jan Lemke sagte: "Geht es um die Gesundheit der Menschen, sind wir in der Pflicht zu helfen."
In den Großstädten sind die Kirchen mitunter auch schon Teil von Hitze-Aktionsplänen. Im Hitze-Handbuch der Stadt Dresden von 2023 zum Beispiel sind in einem Quartiersplan für Dresden-Gorbitz ein freikirchliches Gemeindezentrum, die Philippuskirche und die 2010 entwidmete Kapelle als kühle oder klimatisierte Gebäude verzeichnet. Auch die EKD-Aktion „Kirche ist cool“ wird darin aufgeführt.
Ohnehin locken in der Sommerzeit viele musikalische Höhepunkte Touristen und Einheimische in die Kirchen. „Orgelsommer“-Konzertreihen gibt es jede Menge, etwa im Erzgebirge, in Reichenbach/V., in der Dresdner Kreuzkirche oder in Bad Schandau; „Musiksommer“ zum Beispiel in Elsterberg oder Augustusburg.
Und für die Gottesdienste suchen viele ländliche Gemeinden in der Urlaubs- und Ferienzeit besondere Orte aus. Die Kirchgemeinde Wolkenstein zum Beispiel feierte zum Ferienbeginn im Kurpark Warmbad. Es war der Auftakt für die „Sommerkirche“, die Norbert Braumüller schon seit 2015 – und nun letztmalig – organisiert. Der frühere Bezirkskatechet und Kirchvorsteher überbrückt mit der Sommerkirchenreihe die Urlaubszeit von Pfarrern und Kantoren. Und er will Heimaturlauber und Touristen damit ansprechen. Denn mit der Landeskirchlichen Gemeinschaft und der Kirchgemeinde Schönbrunn werden gemeinsam Gottesdienste gefeiert, Gastprediger, -musiker oder auch Chöre eingeladen. Jedes Jahr überspannt ein Motto die Reihe, diesmal ist es „Israel – erwählt und …". Die Resonanz darauf sei immer wieder sehr gut, besonders unter freiem Himmel, sagt Braumüller.
Diesen positiven Blick auf die Sommerkirche hat auch Pfarrer Tetzner in Frohburg. „Zur Sommerkirche fahren die Leute auch mal etwas weiter zum Gottesdienst“, ist er begeistert. Die ausgewählten Orte im ehemaligen Kirchspiel Kohrener Land – Wyhratal sind dabei fast nur Dorfkirchen. Und mitunter heize ein Rockmusiker an der Orgel ein, schmunzelt der Pfarrer. Denn Kirche ist cool.
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Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna