Ökumene im Unterricht
Schwierige Situation beim Religionsunterricht in Sachsen – Zukunftsfähige Lösungen gesucht
An Sachsens Schulen herrscht große Not. Schon seit vielen Jahren fehlen hunderte Lehrer, was planmäßigen Stundenausfall zur Folge hat, auch im Religionsunterricht. „Andauernder Krisenmodus im Schulwesen des Freistaates“ , heißt es dazu im Tätigkeitsbericht des Landeskirchenamtes.
Der Titel „Not-Wendig – Vom Müssen und Dürfen“ des zentralen Pädagogengottesdienstes am 7. August in Dresden könnte deshalb auch als politische Botschaft verstanden werden, dass der Freistaat endlich 1400 freie Lehrerstellen besetzt. Laut Statistik des Kultusministeriums gab es im vergangenen Schuljahr rund 990 staatliche und kirchliche evangelische Religionslehrkräfte. Die zwei Unterrichtsstunden gemäß Stundentafel seien aber nur an rund einem Drittel der Grundschulen und knapp der Hälfte der Oberschulen erreicht worden, teilte das Ministerium mit. Lediglich bei Gymnasien sei die Abdeckung fast vollständig gewesen – so die Statistik. „Das wirkliche Problem bleibt in der Statistik aber verborgen“, sagt Bildungsreferentin Gabriele Mendt im Landeskirchenamt in Dresden. Wenn nur eine einzige Klasse die Zweistündigkeit erreicht, gelte das in der Statistik für die gesamte Schule, erklärt Mendt.
„Eine Erhöhung des zweistündigen Anteils des Religionsunterrichts bleibt das Ziel“, heißt es vom Kultusministerium. „Die Anzahl und das Stundenvolumen der kirchlichen Lehrkräfte aus dem Gestellungsvertrag sinkt jedoch jedes Jahr.“ Klingt so, als ob der Mangel aus dem Bereich der Kirche komme. Gabriele Mendt weist das zurück. „Wir würden gern mehr Stunden geben“, sagt sie. Aber der Freistaat senke dieses Kontingent jedes Jahr ab. Auch deshalb sagt Mendt: „Ich rufe Halleluja für jede staatliche Lehrkraft, die kommt.“
Doch der Lehrermangel ist nur eine Seite des Problems im Religionsunterricht. Mittlerweile gehen auch die Schülerzahlen in dem Fach zurück, trotz insgesamt steigender Schülerzahlen. Noch knapp 21 Prozent der Schülerinnen und Schüler haben zuletzt am evangelischen Religionsunterricht teilgenommen; 1,5 Prozent am katholischen, heißt es vom Ministerium. Unter diesen schwierigen und zudem ungleichen Bedingungen sei auch die Form des konfessionell-kooperativen Unterrichts nur in Einzelfällen umzusetzen, sagt Gabriele Mendt. Das Christian-Weise-Gymnasium Zittau bietet hier den Modellversuch, wo katholische und evangelische Lehrkraft seit vier Jahren gemeinsam unterrichten. „Die Buntheit der verschiedenen Konfessionen ist nicht nur für die Schüler eine Bereicherung“, so Mendt. Auch die Lehrer hätten in Zittau viel voneinander gelernt.
Die Entwicklung geht noch weiter: Landeskirche und Bistum Dresden-Meißen haben eine Arbeitsgruppe für gemeinsamen Religionsunterricht eingerichtet. „Hier brauchen wir Geduld und frohen Mut. Wir arbeiten intensiv an den Inhalten beider Fächer“, sagt die Bildungsreferentin. Ihr Traum: „Ein ökumenischer Religionsunterricht in Verantwortung der großen Kirchen.“
Frank Michael Lütze sieht die Zeit dafür noch nicht gekommen. Der Professor für Religionspädagogik an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig sagt, dass es dafür viel Erfahrung und eine lange Vorbereitung brauche. Niedersachsen führe nach etwa 20 Jahren konfessionell-kooperativen Unterrichts nun einen christlichen Religionsunterricht ein. Ähnlich lang spricht man auch in Sachsen darüber. Die Umsetzung gelingt – zumindest im Modellversuch.
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