Mit neuen Liedern Gottes wunderbare Welt erleben
Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Psalm 98, Vers 1
Mit der Stimmgabel in der Hand betritt der Kirchenmusiker den Altarplatz. Ich hab’s geahnt: »Wir wollen ein neues Lied einüben.« Ob wir das wirklich alle wollen, bezweifle ich. Jedenfalls ist mir mehr nach dem bekannten »Großer Gott, wir loben dich« – begleitet von allen Registern der Orgel. Aber nein. Ein neues Lied ist angesagt.
Die Gemeinde ist willig. Langsam kommt ein Gespür für Melodie und Rhythmus auf. Meiner Empfindung nach klingt das Ganze gar nicht schlecht. Auch der Text sagt mir zu. Mühe wandelt sich in Freude. Durch seine ungewohnte musikalische Art eröffnet mir das neue Lied den Blick für eine Vielfalt, die ich mir meist gar nicht bewusst mache. Indem ich mich auf das Unbekannte einlasse, gelange ich zu bemerkenswerten »Aha-Erlebnissen«.
Kurz kommt mir jedoch der Gedanke, dass die Welt gar nicht immer so schön ist, wie das, was wir singen. Weil aber der Wochenspruch aus Psalm 98 schon gelesen wurde, leuchtet mir ein, dass das neue Lied eine Reaktion auf Gottes wunderbare Möglichkeiten ist.
So ist meine anfängliche Abneigung gewichen. Positiv kommt dazu, dass der Kirchenmusiker unseren Gesang lobt, bevor er den Altarplatz verlässt. Doch schwingt in mir die Frage nach, ob nicht auch das alte Lied, der betagte Choral, nach wie vor ein gutes Echo Gott gegenüber ist. Der 98. Psalm selbst ist ja noch älteren Datums. Während ich dem nachsinne, schlage ich das nächste Lied im Gesangbuch auf: die Nummer 331. Also doch, denke ich. Schön, dass ich heute noch Gewohntes schmettern kann. Und weil ich den Wochenspruch im Hinterkopf habe, ist mir beim Singen des ersten Verses so, als ob ich in ein neues Lied einstimme: »Vor dir neigt die Erde sich und bewundert deine Werke.«
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna