Ein Bibelwort fürs ganze Leben
»Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein.« Jesaja 43, Vers 1
Kürzlich wurde unter diesem Wort ein Kind in der Gemeinde getauft. Die Patin sprach ihr genau diese Worte zu. Im Juni wurde damit ein betagter Herr zu Grabe getragen; es war auch sein Taufspruch. Nur wenige Bibelworte passen sich so in die Glaubensbiographie mit ihren Schwellensituationen ein: am Anfang gerufen und auch am Ende – beides als Erlösung und Befreiung von Angst. Das Wort aber ist größer als jeder, dem es zugesprochen wird, es ist ursprünglich SEINEM Volk zugesprochen im Exil. Es ist keine Garantie, dass es zur bleibenden Erfahrung wird:
Unter diesem Wort nämlich tauft Pfarrer Georg Klepper mit Jordanwasser seinen Sohn Jochen am 26. April 1903 in der Kirche von Beuten an der schlesischen Oder. In seinen Tagebüchern vermerkt Jochen Klepper oft seinen Tauftag, der auch 1929 der Tag ist, an dem er seine jüdische Frau Hanni kennenlernt, mit der er 1942 gemeinsam in den Freitod geht. Klepper vermerkt über seinen Einträgen immer ein biblisches Wort für den Tag, entweder die Herrnhuter Losung oder den Lehrtext. Einzig am 26. April 1939 setzt er seinen Taufspruch über die Eintragung des Tages. Was er darunter schreibt, ist wirr, irgendwie gehetzt, zwischen Bangen und Hoffen, zwischen Anpassung und Widersinn.
Oft spricht aus Kleppers Tagebuch die innere Not, die Angst, seiner Rolle nicht gerecht zu werden, die Sehnsucht nach Anerkennung; man liest von den Kränkungen seiner frühen Jahre, man wird zum Gast in einem christlichen Haus, das zur Arche in dürftigen Zeiten gemacht wird. Am Ende bleibt dennoch die Not, der Tod, selbst gewählt und doch hineingetrieben.
Und genau dafür ist dieses Wort ein Zuspruch – für alle Zumutungen des Lebens, selbst bis in den bitteren Tod.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna