Der Politikwissenschaftler Hans Vorländer hat vor einer Polarisierung politischer Diskussionen in Deutschland gewarnt. Diese könne gefährlich werden, wenn sie zu unversöhnlicher Gruppenbildung führe, sagte er der „Berliner Zeitung“ (Print Samstag, Online Freitag). Dann werde die demokratische Streitkultur zu einer „Kampfarena antagonistischer Gruppen“. Politische Willens- und Entscheidungsbildung sei in der Folge einer solchen Entwicklung kaum noch in ziviler Weise möglich. „Davon sind wir in Deutschland aber weit entfernt“, sagte der Direktor des Zentrums für Verfassungs- und Demokratieforschung an der TU Dresden.
Deutschland sei weniger polarisiert, als mitunter behauptet werde. „Es geht kein Riss durch die Gesellschaft, sie ist nicht gespalten. Was wir haben, sind affektiv aufgeladene Ränder“, erklärte Vorländer. Zur Diskussion über den Umgang mit der AfD, sagte er, die Partei würde aufgewertet, wenn sie ins Zentrum aller Überlegungen gestellt werde: „Wenn man sich an den Sachthemen orientiert und sachlich-konstruktive Gegenvorschläge macht, würde die AfD nackt dastehen, weil ihr Geschäftsmodell in purer Ablehnung, politischer Konfrontation und der Verächtlichmachung demokratischer Prozesse besteht.“
Vorländer rät zur Unterscheidung zwischen Funktionsträgern der AfD, die eindeutig rechtsextremistisches Gedankengut verbreiten, und Wählerinnen und Wählern. Auch unter ihnen gebe es Identifizierungen mit rechten, nationalistisch-völkischen und autoritären Positionen der AfD. Aber es gebe auch die, die aus Unzufriedenheit mit den anderen Parteien AfD wählten.
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