Zwangsarbeitern würdig gedenken
Die Junge Gemeinde Wurzen will die Erinnerung an einstige Zwangsarbeiter in ihrer Heimat wach haltenDer Wurzener Friedhof atmet Geschichte. In seiner Erde liegen nicht nur die Gebeine von Soldaten der beiden Weltkriege, sondern auch die von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. Deren Schicksal haben sich die Mitglieder der Jungen Gemeinde der Kirchgemeinde Wurzen und Kühren-Burkartshain gemeinsam mit ihrem Diakon Fabian Hanspach angenommen.
Nach der Aufarbeitung der historischen Verbindungen zwischen der polnischen Region Schlesien mit dem Wurzener Land und einer Suche nach Spuren jüdischen Lebens in ihrer Heimatstadt widmen sich die jungen Frauen und Männer im dritten Teil eines Projektes innerhalb des Programms »Weltoffenes Sachsen« der Zwangsarbeit, einem dunklen Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte. »Es war erschütternd zu erfahren, dass viele dieser oft noch jungen Menschen an vom heutigen Standpunkt aus gesehen harmlos erscheinenden Krankheiten gestorben sind«, berichtet Fabian Hanspach.
Der 26-Jährige ging mit seinen rund 20 jugendlichen Mitstreiterinnen zunächst davon aus, dass sich die Recherchen auf jene 13 polnischen Zwangsarbeiter beschränken würden, die nachweislich auf dem Wurzener Friedhof in Einzelgräbern begraben liegen. Im Ergebnis einer Kontaktaufnahme mit dem über die nationalsozialistische Verfolgung forschenden Arolsen Archiv erfuhren sie jedoch, dass es sich um eine dreimal so hohe Zahl handele. Und mehr noch: »In Wurzen sind wohl insgesamt über 160 Zwangsarbeiter unter anderem auch aus Frankreich, Serbien und Russland beigesetzt worden«, so Hanspach.
Während dem Wurzener Diakon zufolge nach dem Krieg die meisten der Gebeine von Vertretern der jeweiligen Länder exhumiert und überführt worden sind – so bettete etwa die damalige UdSSR die Gebeine ihrer Wurzener Zwangsarbeiter ins nahe Brandis um –, verblieben die der 39 Polen an Ort und Stelle. »Vor 16 Jahren sind dann die Gebeine von elf polnischen Zwangsarbeitern irrtümlich in ein Gräberfeld des Ersten Weltkrieges umgebettet worden«, weiß Hanspach. Im Ergebnis von Gesprächen mit Zeitzeugen wie dem ehemaligen Friedhofsverwalter-Ehepaar Redlin und Archivstudien zu den Gräberlisten habe man nun eine viel größere Gewissheit darüber, dass sich die Gebeine aller 39 polnischen Zwangsarbeiter noch auf dem Wurzener Friedhof befinden.
In einem nächsten Schritt wolle man sich mit der das Projekt unterstützenden Friedhofsverwaltung und der Stadt über eine Kontaktaufnahme zur polnischen Botschaft verständigen, weil nur von dieser die Initiative zu einer Einschaltung der Kriegsgräberfürsorge und in der weiteren Folge der Exhumierung der Gebeine ausgehen könne. »Unser Ziel ist im Sinne der Erinnerung an die Toten und ihrer Würdigung die Einrichtung einer großen Gedenkstätte respektive die Zusammenführung aller Gebeine«, betont der Wurzener Diakon. Man sei sich jedoch bewusst, dass dies nicht nur ein langer Prozess, sondern auch einer mit einem offenen Ende werden könne. Die Mitglieder der Jungen Gemeinde Wurzen sind sich aber der Bedeutung des bereits Erreichten durchaus bewusst. »Ich habe das Gefühl, an einem kleinen Stück Wiedergutmachung mitgewirkt zu haben«, meint etwa die 17-jährige Helene Langer.
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