Lieber Herr Roth, ich freue mich über diesen Artikel. Er bestätigt mir etwas, was ich eigentlich schon immer geahnt habe, nämlich, das wir als Kirche in der Presse so schlecht nicht weg kommen. Gerade auch die "Freie Presse" - sie ist ja meine Heimatzeitung - hat an dieser positiven Aufmerksamkeit ihren Anteil. Natürlich ist die "Vielstimmigkeit" unserer Evangelischen Kirche ein gewisses Problem. Aber vor allem im lokalen Bereich kann das auch für die Zeitung interessant sein. Zumal ja unsere Kirche von unten, von der Gemeinde her, geordnet ist. Das wir es damit nicht unbedingt auf die Titelseite schaffen, ist doch kein Nachteil. Dazu kommt, das wir nicht unbedingt zu jedem Thema, das gerade mal so durchläuft, unseren Senf dazugeben müssen. Ich denke dabei auch an die Losung des heutigen Tages: "Herr, tu meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkündige." (Psalm 51,17)
Es sollte uns nicht um einen aktuellen, gerade eben dem Tagesgeschmack entsprechenden Meinungskeks gehen, sondern darum mit dem, was wir sagen, dem Evangelium zu dienen und damit dem ewigen Gott. Ob uns das bei tagespolitischen Ereignissen so gut gelingt, weiß ich nicht. Unsere "Mega - Themen" scheinen mir dafür nicht so gut zu taugen, denn wir sollen ja, wenn ich die Jahreslosung recht lese, einander annehmen und damit die Streitigkeiten und Polarisierungen überwinden.
Gert Flessing
Gute Nachricht im Blätterwald
Von wegen schlechte Presse: Sachsens Medien mögen die Kirche eigentlich – oder sie ist ihnen egal. Doch Journalisten suchen mitunter vergebens in ihr markante Köpfe und Meinungen.Medien sind gekrümmte Spiegel. Manches Kleine scheint in ihnen groß – und manches Große klein. Die Kirche zum Beispiel. 750 000 Lutheraner gibt es in Sachsen, doch ihre in Dresden tagende Landessynode ist der größten Zeitung der Landeshauptstadt, der Sächsischen Zeitung (SZ), höchstens eine kleine Agenturmeldung wert. Selbst als die EKD-Synode im November an der Elbe einen neuen Ratsvorsitzenden wählte, erschien in der SZ nur ein Beitrag der Nachrichtenagentur dpa.
»Auf Synoden geht es aus unserer Sicht doch eher um interne, verwaltungspolitische Dinge«, sagt der SZ-Politikredakteur Thilo Alexe, selbst evangelischer Christ. »Ich sehe, dass die evangelische Kirche einen Stil hat, der eher nach innen geht. Sie hat hier nicht so die hoch-politischen Prediger, die sich herauslehnen und für uns Journalisten greifbar werden.«
Das normale Bild der evangelischen Kirche in sächsischen Zeitungen in einer Dezemberwoche sieht so aus: 46 Berichte über Kirchenmusik oder Orgel-Reparaturen, fünf über Kirchen-Restaurierungen – und nur vier über das, was Sachsens Christen zu den derzeitigen Mega-Themen Asyl und Pegida zu sagen haben.
Dabei scheinen Journalisten auf politische, soziale und ethische Stellungnahmen der Kirchen nur zu warten. Das hat der Theologe und Journalist Daniel Meier, einst Redakteur der Leipziger Volkszeitung (LVZ) und heute Sprecher der Badischen Landeskirche, in einer groß angelegten Untersuchung über die Kirche in der Tagespresse herausgefunden. Eines seiner erstaunlichsten Ergebnisse: Obwohl es in Sachsen deutlich weniger Christen als in Westdeutschland gibt, brachte die LVZ in den untersuchten fünf Monaten mit 449 Beiträgen über Kirche nur 15 Prozent weniger Christliches als eine Vergleichszeitung aus Nürnberg.
Kirchenmusik, Glocken, Menschelndes – im Lokalteil sind die Lutheraner gar nicht schlecht vertreten. Im Politik-Teil der Zeitungen dagegen stehen sie tief im Schatten des Papstes.
Das liegt an Franziskus. Aber nicht nur. Auch der bisherige EKD-Ratspräsident Schneider kam nur halb so oft in den Medien vor wie sein katholisches Pendant Kardinal Marx, ermittelte das Institut Media Tenor vor wenigen Wochen. Den Protestanten fehlen markante Köpfe, das Priestertum aller Getauften und ihre schier unüberschaubare Vielstimmigkeit werden der evangelischen Kirche medial zum Fluch. »Sie spricht zu viele Themen an und kann so mit ihren Kernbotschaften das Interesse der Medien nicht mehr wecken«, analysiert Christian Kolmer, Leiter Politik bei Media Tenor. Schließlich schlummert noch ein uraltes Misstrauen gegenüber den Medien in der lutherischen DNA. Schon vor Jahrhunderten geißelten Theologen die Zeitungen als Verführer zur Abkehr von Froher Botschaft und monarchischer Ordnung. Die SED-Diktatur und ihre Medien vertieften den Graben noch. Heute indes, fand Daniel Meier in seiner Untersuchung heraus, berichten selbst ostdeutsche Zeitungen wie die LVZ in den allermeisten Fällen freundlich über Kirche.
In der Chemnitzer Freien Presse schafft es Luther gar auf die Titelseite, und auch sonst wird Christliches hier nicht selten groß beleuchtet. »Es war eine bewusste Entscheidung unserer Chefredaktion, dass ich speziell über Kirche schreiben soll«, sagt die Redakteurin Eva Prase. »Und es hängt auch an meinem persönlichen Interesse.« Sie singt in einem Kirchenchor und berichtete ausführlich über das Leipziger Chorfest – so wie auch über die landeskirchliche Debatte um Homosexualität. Erzürnte Leserbriefe inklusive. So viel mediale Aufmerksamkeit wollten einige sächsische Christen dann doch lieber nicht.
In dem obigen Artikel finden sich Sätze wie "Die evangelische Kirche kann mit ihrer Kernbotschaft das Interesse der Medien nicht mehr wecken" oder "Journalisten suchen mitunter vergebens in ihr [der ev. Kirche] markante Köpfe und Meinungen". Stellt sich die Frage, warum ist das so?
Mitten durch unsere Gesellschaft geht ein tiefer Riss. Sie scheint regelrecht zu zerbrechen. Pegida ist nicht dessen Ursache sondern nur ein Symptom neben vielen anderen. Genau hier liegt Chance und Auftrag unserer Kirche: Frieden stiften, für Versöhnung werben, Brücken bauen, Verständnis fördern. Doch was tun unsere Kirchenoberen? Sie überbieten sich in dem Bemühen, „ganz klare Kante“ zu zeigen und Andersdenkende zu kritisieren. D. h., unsere Kirchenfürsten tun wieder einmal das, was sie in diesem Jahrtausend immer getan haben: ihr Mäntelchen in den Wind hängen und mit der Masse in Politik und Medien heulen. Und dann wundern sie sich, warum diese Masse solche Mitläufer nicht ernst nimmt und kritische Geister sich desinteressiert abwenden?
Jetzt wieder ein Graben, Riss und nun in der Gesellschaft.
Natürlich ohne zu lokalisieren wo er ist, denn in der Mitte kann jeder sagen.
Noch dazu wo es ja nun um das Glück aller Menschen geht. Wo dieses Glück, ob nun vom Christ oder vom Nichtchrist in Wahrheit immer klein und einfach ist, wo soll da überhaupt ein Riss sein.
Vielleich sehen sie aber in Wirklichkeit den Riss auch nur zu ihrem religiösen Glaubensmanifest.
Ein Riss, wenn nicht nur erfunden, auch nur sehr am Rand der EKD verläuft. An einen Rand, wo das AT in der Bibel angeblich wortwörtlich genommen wird oder nur sie diese genaue Bibelauslegung möchten, einfach nur um Stimmung zu machen.
Das erinnert mich irgendwie an die Verbrecher jetzt in Frankreich, die sagten auch sie nehmen den Koran wortwörtlich. Vielleich denken sie mal drüber nach.
L. Schuster
Lieber Herr Schuster, der Riss ist schon da. Er geht nicht nur mitten durch unsere Gesellschaft und damit auch durch unsere Kirche. Er kann auch mitten durch Familien gehen. Mit der Frage der Schriftauslegung hat er kaum am Rande zu tun. Eher mit der Akzeptanz dessen, das ein anderer Mensch eine andere Meinung haben kann. Der Aufruf zur Versöhnung fehlt mir oft. "Klare Kante"? Was ist das denn? Die Bewegung auf dem politischen Schachbrett?
Das, was wir als Kirche zu tun haben, ist Frieden zu stiften und das Evangelium zu verkündigen. Gern auch in Friedensgebeten, wie gestern in Nikolai und gern auch mit Liedern, wie "Komm, Herr, segne uns..." Der Segen des Herrn führt nämlich zum Frieden.
Gert Flessing
Lieber Herr Flessing,
zu dem Riss und ihren, "er kann auch mitten durch Familien gehen". Bei der Familie fällt mit aber meistens nur ein, Generations- oder Liebesprobleme, Eifersucht, Neid, Erbstreit, Idiotie, Krankheit ein wo es einen Riss gibt. Ähnlich ist es oft auch in der Gesellschaft, doch diese Risse meine ich nicht.
Sondern die, die künstlich erschaffen werden sollen zu meine Glaubensverständnis.
Ich bete, bin zu jeden hilfsbereit, gehe in die Kirche finde so mein Glück und hier lasse ich mir auch keinen Riss einreden.
Die Risse, die für mich einige Versuchen in unsere Kirche und in meinem Glaubensverständnis glauben künstlich zu schaffen müssen, wie z. B. die SBI sollte man widerspreche oder noch besser, nicht beachten. Diese Leute werden vielleicht auch von selbst aufhören zu versuchen uns künstlich Sünden einzureden. Wie z. B. als die SBI versuchte Bohl als Sünder hinzustellen, weil er zu ließ das eine Gemeinde einen Pfarrer mit Lebenspartner in ihren Pfarrhaus lässt. Wo ich mich für dies SBI-Gemeinden und SBI-Pfarrern die über 100 km davon weit abgelegen, entfernt sind, einfach nur schämen kann.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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