Mehr Zeit für Glauben überhaupt tut uns not. Religiöse, mehr noch christliche Erziehung in Kindergärten, zumindest in kirchlichen Kindergärten sollte im Grunde eine Selbstverständlichkeit sein. Selbst in Kindergärten, in denen "altes" Personal übernommen wurde, sollte es dazu gehören, das den Kindern biblische Geschichten nahe gebracht werden.
Es gibt dafür sehr gute Kinderbibeln. Um daraus Geschichten vorzulesen oder nachzuerzählen, bedarf es keines überbordenden religionspädagogischen Geschicks.
Doch genau das, die frühzeitige Begegnung mit der Bibel prägt Kinder nachhaltig.
Vielleicht sollten wir, darüber hinaus, auch allgemein wieder mehr über unser Gottvertrauen reden und über sein Wort, das uns antreibt und unser Leben prägt. Oder sind wir wirklich nur noch Getriebene von dem, was die Welt uns vor bläst?
Einen gesegneten Sonntag.
Gert Flessing
Mehr Zeit für Kinderglauben
Wurzeln des Glaubens wachsen in Kindergärten besonders gut. Die Landeskirche will sie stärker unterstützen – und kritisiert die Kita-Verbesserungen von Sachsens neuer Regierung.Selten hat eine so große Summe so wenig bewirkt: Über 100 Millionen Euro will die schwarz-rote Koalition ab 2018 mehr für Kindergärten ausgeben, damit sich ein Erzieher dann nur noch um zwölf statt bisher 13 Kinder kümmern muss. In Wirklichkeit liegt die Zahl der Kinder durch Krankheits- und Urlaubstage sowieso höher. »Ich wünsche mir eine Lösung, die sich der Empfehlung der Bertelsmann-Stiftung von einem Erzieher für 7,5 Kinder deutlich mehr annähert«, sagt der Bildungsdezernent der sächsischen Landeskirche, Oberlandeskirchenrat Burkart Pilz. »Kinder brauchen Menschen, die Zeit haben – und nicht abgehetzte Erzieher, die an der Belastungsgrenze arbeiten.« Die aber sind derzeit der Normalfall auch in evangelischen Kindergärten.
Die Landeskirche hat in letzter Zeit den Wert ihrer auf 270 angewachsenen Kitas neu entdeckt. »Es reicht künftig nicht, Kindergärten zu übernehmen und neu zu bauen. Mit mindestens der gleichen Intensität müssen wir uns auch um ihre religionspädagogische Qualität kümmern«, sagt Oberlandeskirchenrat Burkart Pilz. Denn die Glaubenswurzeln, die bei der Mehrheit in Ostdeutschland gekappt sind, wachsen am leichtesten im Kindesalter. Eine große Chance für die Kirche.
Doch die religionspädagogische Qualität ist in den evangelischen Kitas sehr unterschiedlich. »In Leipziger Kindergärten, die von der Stadt mit vielen nicht-kirchlichen Mitarbeitern übernommen wurden, läuft das ganz anders als in traditionellen Kirchgemeinde-Kitas«, sagt Christoph Schellenberger, Geschäftsführer des Fachverbandes für evangelische Kindertagesstätten in Sachsen.
Das Landeskirchenamt hat deshalb eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die nun gemeinsame Standards zur Steigerung der religionspädagogischen Qualität erarbeiten soll. »Es muss für Pfarrer wie auch für Gemeindepädagogen und Kirchenmusiker in den Kirchgemeinden selbstverständliche Aufgabe sein, sich um den evangelischen Kindergarten in der Nähe zu kümmern«, fordert Oberlandeskirchenrat Burkart Pilz. »Was ja an vielen Stellen mit oft großer Hingabe schon geschieht.« In anderen Gemeinden aber auch nicht.
Zudem soll die landeskirchliche Arbeitsgruppe Wege suchen, um die religionspädagogische Beratung für Kitas zu stärken. In Dresden und Leipzig wurden dafür bereits Stellen eingerichtet. Die seit 2010 existierenden Fortbildungsangebote des Theologisch-Pädagogischen Instituts Moritzburg für Kita-Erzieher laufen indes in zwei Jahren aus – Zukunft ungewiss.
Bei vielen Kirchgemeinden und kleinen Vereinen, die eine evangelische Kita tragen, hat das Landeskirchenamt zudem angesichts der nötigen juristischen und betriebswirtschaftlichen Kompetenz eine »erkennbare Überforderung« ausgemacht. »Wir werden nach Wegen suchen, wie eine verbindliche Kooperation zwischen Kirchgemeinde und Diakonie in der ganzen Landeskirche als Modell ausgebaut werden kann«, sagt Bildungsdezernent Burkart Pilz.
Basis für alle Qualitätsverbesserungen bleibt indes eine bessere Personalausstattung der Kitas. Die Diakonie setzte sich mit anderen Wohlfahrtsverbänden dafür ein und das Landeskirchenamt habe in Gesprächen mit der sächsischen Regierung auf eine Änderung gedrungen, heißt es. Doch eine große Kampagne in der Öffentlichkeit wie für die freien Schulen gab es von kirchlicher Seite nicht. »Ich würde mir wünschen, dass die Landeskirche für ihre Kitas noch deutlicher das Wort ergreift«, sagt Christoph Schellenberger vom Fachverband. »Das hätte ein anderes moralisches Gewicht.« Leipziger Kita-Leiterinnen indes trafen sich am vergangenen Montag in der Nikolaikirche zum Protest – und zum Gebet.
"Denn die Glaubenswurzeln, die bei der Mehrheit in Ostdeutschland gekappt sind, wachsen am leichtesten im Kindesalter." Sehr richtig! Damit aber neue Wurzeln wachsen können, müssen die Gärtner erst einmal wissen bzw. sich einigen, was der Glaube eigentlich ist bzw. was die Kinder denn glauben sollen, dürfen und können. Zu diesem Zweck findet in unsere Landeskirche ein "Gesprächsprozess zum Schrift- und Kirchenverständnis" statt. Deshalb - auch wenn es langsam nervt - zur Erinnerung der Aufruf von G4 plus und danach die erste Bedienungsanleitung.
A.Rau
AUFRUF AN ALLE !!!!!
Liebe Gemeinde,
in der sächsischen Landeskirche findet derzeit ein Gesprächprozess "Schriftverständnis" statt. Unter http://www.evlks.de/publikationen/texte/20339.html wird um Beteiligung gebeten: „Sie sind daher herzlich eingeladen, sich in Ihrem Kirchenbezirk, in Ihrer Kirchgemeinde oder in Ihrem Hauskreis am Gesprächsprozess in unserer Landeskirche zu beteiligen. In welcher Form dies geschieht, welches Thema Sie sich wählen … entscheiden Sie selbst.“ Das Leserbrief-Forum auf der Internetseite des SONNTAG war in gewisser Weise eine Art Hauskreis. Dort haben wir uns mehr als zwei Jahre intensiv mit theologischen und kirchlichen Themen auseinandergesetzt. Insofern gilt diese Einladung auch uns.
Der Gesprächsprozess endet im kommenden Frühjahr. Dann wird Bilanz gezogen. Deshalb unsere Bitte an alle, die im SONNTAG-Forum mitgeschrieben oder auch nur mitgelesen haben: Ziehen Sie eine ganz persönliche Bilanz unseres kleinen Gesprächsprozesses hier auf den SONNTAG-Seiten! Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie sich als A- oder B-Christ oder wie auch immer verstehen. Im Gegenteil, je kontroverser die Beiträge werden, um so wertvoller ist das Gesamtergebnis.
Dabei kann es nicht darum gehen, einzelne Sachfragen zu analysieren. Das würde zu weit führen bzw. ist vermutlich gar nicht zu schaffen. Es geht uns um den GESPRÄCHS-PROZESS als solchen: Wie haben Sie sowohl unser Miteinander als auch unser Gegeneinander wahrgenommen? Hat die Kirchenleitung Recht, wenn sie sagt, "dass nicht das Schriftverständnis im Allgemeinen, sondern die unterschiedliche Bewertung gelebter Homosexualität" das eigentlich Trennende sei. Trennt uns tatsächlich nur die Haltung zur Homosexualität oder gehen die Meinungsverschiedenheiten viel tiefer? Wenn ja - wo sehen Sie die größten Probleme? Wo könnten deren Ursachen liegen? Oder auch: Was habe ich aus diesen Diskussionen gelernt; welche Lehren daraus gezogen? Was lässt sich aus dem SONNTAG-Forum für die Zukunft unserer Kirche schlussfolgern ...
Selbstverständlich gilt „Freistil“: Über Inhalt und Umfang entscheidet jeder selbst. Jede Meinung ist willkommen! Vorausgesetzt, sie wird wenigstens halbwegs sachlich vorgetragen. Als "Einsendeschluss" wird zunächst der 31. Januar 2015 angepeilt. Die technischen Feinheiten werden derzeit noch abgesprochen und rechtzeitig bekannt gegeben; z. B. wohin die Beiträge geschickt werden können usw.
Wir wollen und können die guten alten Zeiten des Forums nicht neu beleben. Aber wir möchten sie zu einem würdigen Abschluss bringen. Sollten genug qualifizierte Beiträge zusammenkommen, könnte auch überlegt werden, ob und wie diese in den eigentlichen, den großen Gesprächsprozess eingebracht werden können. Vielleicht sind der SONNTAG, die Landeskirche, die SBI oder wer auch immer interessiert? Aber das ist noch Zukunftsmusik. Jetzt steht zunächst die Frage, ob wir überhaupt etwas Brauchbares zustande bringen? Denn das ist alles andere als einfach!!! Es wäre schön, wenn Sie es versuchen würden!
Mit herzlichen Grüßen
Britta, Christoph, G.Flessing, A.Rau (vorsichtig begleitet von Bastl und Paul)
Liebe Gemeinde,
wer sich beteiligen und seine Bilanz bzw. Sicht zu dem seligen "Gesprächsprozess" hier auf den SONNTAG-Leserbriefseiten einbringen möchte, liefere seinen Beitrag bitte an gertflessing@aol.com (Meinungen zu dem großen Gesprächsprozess in der Landeskirche sind auch gerne gesehen!)
Ein Einsendeschluß steht im Moment noch nicht fest. Man kann ab sofort liefern. Wer aber noch Zeit braucht, dem sei die großzügig gewährt! (Dennoch empfehle ich, nicht zu lange zu zögern. Es wird eine gewaltige Flut von Einsendungen erwartet ...)
Gutes Gelingen!
A.Rau
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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