Vom Sinn der Träume
Mitten im Alltag begegnen wir nachts während unserer Träume unseren größten Ängsten, Sehnsüchten aber auch Hoffnungen. Träume hat es bereits in der Bibel gegeben. Ihre Botschaften waren allerdings andere. Über Träume in biblischer und heutiger Zeit.
Was haben die sieben fetten und mageren Kühe, die Ankündigung der Geburt Jesu an Josef und die Berufung Samuels gemeinsam? Sie alle sind Traumvisionen der Bibel. Träume spielen meist dann eine Rolle, wenn es um Gottesbegegnungen und Berufungen geht.
Bei dem Thema »Träume« fällt uns oft als erstes der Traum Jakobs von der Himmelsleiter ein: Im Traum sieht er eine Leiter, die bis zum Himmel reicht und an der die Engel Gottes hoch- und herunterklettern. Oben auf der Leiter steht Gott, der Jakob verkündet, dass ihm und seinen Nachkommen das Land gehören wird. Schon hier zeigt sich, wie stark sich Träume durch ihren bildlichen Charakter und ihre unzähligen Symbole auszeichnen. Allerdings werden Träume in der Bibel nicht immer deutlich als solche gekennzeichnet.
Die biblischen Träume sind uns mittlerweile sehr fern. Wir unterscheiden heutzutage zwischen Alpträumen und Träumen, in denen unsere sehnlichsten Wünsche wahr werden. Gefühle und Erlebnisse aus dem Alltag werden im Traum verarbeitet. Manchmal führen uns Träume auch unsere Ängste vor Augen oder bereiten uns auf bestimmte Situationen im Leben wie zum Beispiel Prüfungen vor, in dem wir die Erlebnisse immer wieder durchspielen.
Das klingt erst einmal nach zwei völlig unterschiedlichen Ansätzen. Haben die Träume aus der Bibel mit unseren heutigen Träumen dennoch etwas gemeinsam? Angelika Berlejung, Professorin für Altes Testament an der Universität Leipzig, weiß: »Träume lehren uns, mit anderen Menschen über unsere Träume zu reden, um die Deutung dahinter zu erfahren.«
Schon in der Bibel wurden die Träume interpretiert. So hat Daniel beispielsweise die Träume des Königs Nebukadnezzars gedeutet. Auch in der heutigen Zeit kann ein Gespräch mit Freunden helfen, um die Botschaft unserer Träume verstehen zu können. Obwohl wir während unseres gesamten Schlafs träumen, können wir uns nur selten an unsere nächtlichen Erlebnisse erinnern.
Viel präsenter sind da wohl unsere Tagträume. Wünsche von Frieden, Gerechtigkeit und Liebe können in ihnen wahr werden. Ihre Botschaften sind eindeutig. »Lebe deinen Traum!«, wollen sie uns sagen. Was in den Träumen schon längst Realität ist, bedarf in der Gegenwart oft noch der Umsetzung. Diese Visionen von einer besseren Welt ermuntern zum nächsten Schritt in Richtung Ziel, solange sie keine Flucht aus der Realität sind.
»Dass wir Menschen überhaupt träumen können, ist ein Geschenk Gottes«, ist sich Berlejung sicher. Dennoch ist die Rezeption von Träumen in der Bibel sehr gespalten. Schließlich muss die richtige Deutung von Träumen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, so beispielsweise, dass das Vorausgesagte eintritt und sich ausschließlich auf Gott bezieht.
Im Zweifelsfall galt jedoch immer die Einhaltung der Tora. Für unsere heutigen Träume gibt es hingegen keine Ge- oder Verbote. Im Traum können wir fliegen, die fernsten Länder bereisen oder längst verstorbenen Menschen begegnen. Manchmal erscheinen Träume dadurch chaotisch und schwer durchschaubar.
Doch wer sich die Zeit nimmt, sich mit seinen eigenen Träumen auseinanderzusetzen, sie vielleicht mit Anderen zu teilen, kann viel über sich selbst lernen. Auch Angelika Berlejung hat sich ein klares Ziel für die Zukunft gesetzt: »Ich, für meinen Teil, möchte mir in Zukunft gerne mehr Zeit nehmen und einen kurzen Moment im Alltag innehalten, um die flüchtigen Bilder meiner Träume zurückzuholen und mit Anderen darüber zu reden.«
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Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna