In Berlin geschah am vergangenen Wochenende etwas Merkwürdiges: Über 30 000 Menschen gingen auf die Straße für solche Dinge wie Würde, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Mitleid auch. Es war auf seine Weise ein Marsch für das Leben. Doch von jener Institution, die oft genug ein Copyright auf diese Werte anmeldet, sprach keiner: die Kirche schwieg.
Dafür Tierschützer und ein Justizsenator, Wasserwerker und Naturfreunde, Bio-Bauern und Normal-Bauern und Schüler. Sie alle demonstrierten vor einem Treffen von 69 Landwirtschaftsministern aus aller Welt gegen die Ausbeutung von Tieren, Natur und Menschen in der Agrarindustrie. Das tun sie unter dem Motto »Wir haben es satt« seit acht Jahren. Die Zahl der Demonstranten hat sich fast verdoppelt im Vergleich zum Vorjahr. Das Thema ist längst angekommen an Küchentischen und in Einkaufskörben.
Immer mehr Menschen wollen die Fakten nicht länger ignorieren. Das millionenfache Leiden von Tieren, die unfaire Bezahlung der Bauern hierzulande und weltweit, die Ausrottung ganzer Tierarten durch Pestizide, den Zusammenhang zwischen Fleisch-Industrie und dem Hunger. Von ihren Klimagiften einmal abgesehen. Es sind Fakten. Und es sind Fragen, die die Kirche interessieren müssten.
Es gab Zeiten, da war sie mittendrin in gesellschaftlichen Aufbrüchen, in ihren allerbesten Zeiten als Prophetin. In der Friedlichen Revolution 1989, aber auch in der Friedensbewegung oder bei der Aussöhnung mit Deutschlands östlichen Nachbarn. In den letzten Jahren aber scheint der Kirche der Sinn dafür verloren gegangen zu sein. Vielleicht ist sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Und spürt nicht, wenn irgendwo ein Geist weht, der ihr bekannt vorkommen müsste.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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