Der Krieg, einmal entfacht, ist ein Strudel, der unzählige Menschen mit sich reißt. Und sie zu Opfern und Mittätern macht. In den Kellern am Rande von Damaskus, in den Gesichtern hungernder Kinder und bombardierten Operationssälen ist es dieser Tage einmal mehr zu sehen. Wir im Westen schauen gelähmt und entsetzt zu.
Was könnten wir auch tun? Ihr hättet längst eingreifen müssen, sagen syrische Oppositionelle. Spätestens nach Assads Giftgas-Angriffen vor fünf Jahren hätte eine amerikanisch-europäisch durchgesetzte Flugverbotszone noch Schlimmeres verhindert. Doch würden deutsche Eltern ihre Kinder nach den Erfahrungen in Afghanistan in diesen Krieg ziehen lassen? Und was hätten Kirchen und Friedensbewegte zu deutschen Bomben im Nahen Osten gesagt? Eben. Den Strudel des Krieges aus Tod und Schuld will man möglichst auf Distanz halten, und es gibt gute Gründe dafür. Aber auch böse Folgen.
Angesichts des Infernos von Ost-Ghouta fordern Unterstützer syrischer Opfer von Europa eine harte Kante gegenüber Assads Bombenfreund Putin. Der betreibt gerade seine Wiederwahl mit Großmachtspolitik und einigem Erfolg, Leichen inklusive. Doch dient ein Tritt gegen das russische Schienbein wirklich dem Frieden? Das Gegenteil ist richtig: Hätte Europa seinem großen Nachbarn in den letzten Jahrzehnten etwas mehr Respekt und weniger Herablassung entgegengebracht, hätte er heute für sein Selbstbewusstsein die imperiale Karte womöglich gar nicht nötig. Die streut ihr Gift längst auch in Europa. Schon planen Ost wie West wieder gegenseitige Angriffsszenarien.
Frieden hat nur mit vielen geduldigen Schritten des Vertrauens eine Chance. Auf dem Weg dahin aber liegen die Leichen von Ost-Ghouta.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna