Spannender Wahlkrimi
Gewählt: Hans-Peter Vollbach ist nach drei spannenden Wahlgängen zum neuen Präsidenten des Landeskirchenamtes gewählt worden. Es ging dabei auch um die Frage, wie Kirche künftig gestaltet werden soll.Am Ende war es der hauchdünne Vorsprung von einer Wahlstimme, mit dem Oberlandeskirchenrat Hans-Peter Vollbach am Sonnabend in Dresden von der Landessynode zum neuen Präsidenten des Landeskirchenamtes gewählt wurde. Der 47-jährige Jurist aus dem Landeskirchenamt der Braunschweiger Landeskirche setzte sich im dritten Wahlgang gegen den Leipziger Juristen und Kirchvorsteher Friedrich Nollau (45) durch – mit 38 zu 37 Stimmen.
Damit ist ein regelrechter Wahlkrimi zu Ende gegangen. Dieser hatte sich allerdings schon sehr früh als ein Zweikampf zwischen Vollbach und Nollau abgezeichnet. Denn nach dem ersten Wahlgang am Sonnabendmorgen lag Hans-Peter Vollbach mit 38 Stimmen vor Friedrich Nollau mit 26 Stimmen. Auf die beiden weiteren Kandidaten, Oberlandeskirchenrätin Jördis Bürger und Stephan Gerstenberger, entfielen je 8 Stimmen. Da eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig war, um die Wahl zu entscheiden, war ein weiterer Wahlgang erforderlich. Hierfür zog der sächsische Ministerialrat Stephan Gerstenberger seine Kandidatur zurück.
Doch auch der zweite Wahlgang brachte keine Entscheidung, da auch in diesem eine Zwei-Drittel-Mehrheit für den Wahlsieg nötig war. Allerdings setzte sich nun Friedrich Nollau mit 39 Stimmen an die Spitze, gefolgt von Hans-Peter Vollbach mit 33 und Jördis Bürger mit 3 Stimmen. Bürger zog ihre Kandidatur daraufhin zurück. Somit verblieben die zwei aussichtsreichsten Kandidaten im Ring: Friedrich Nollau und Hans-Peter Vollbach.
Eine schnelle Entscheidung war aber nicht möglich, da zwischen den Wahlgängen laut Kirchengesetz eine dreistündige Pause liegen muss. Doch ein Wahlmarathon schien ausgeschlossen, da ab dem dritten Wahlgang eine einfache Mehrheit für den Wahlsieg ausreicht. Als Synodenpräsident Otto Guse dann um 16 Uhr das Ergebnis verkündete, ging ein Raunen durch die Reihen. Entgegen der Tendenz des vorherigen Wahlgangs hatte Hans-Peter Vollbach die Wahl für sich entschieden – mit nur einer Stimme Vorsprung vor Friedrich Nollau.
Dann ging alles sehr schnell. Der Applaus für den frisch gekürten neuen Präsidenten des Landeskirchenamtes löste die staunende Starre, in die Synode und Kandidaten kurzzeitig verfallen waren. Der sichtlich überraschte Wahlsieger suchte vor der Synode nach Worten: »Vielen Dank für das Vertrauen. Es ist eine sehr knappe Entscheidung. Insofern ist mir bewusst, welche Verantwortung auf mir lastet«, sagt er und ergänzt: »Ich hoffe, auch diejenigen überzeugen zu können, die mich nicht gewählt haben.« Nachdem Otto Guse ihm die Unterstützung und Nachsicht der Synode versichert hatte, schloss Synoden-Vize-Präsidentin Uta Krusche-Räder mit einem Gebet: »Gott, gib, dass wir diese Entscheidung aus deiner Hand nehmen können.«
Die 27. Landessynode der Landeskirche Sachsens hat nun nach der ebenfalls knappen und langwierigen Bischofswahl 2015 für einen weiteren Wahlkrimi gesorgt. Aufgrund der intensiven Diskussion über die Gestaltung des Präsidentenamtes am Freitagabend wurde diese Wahl aber auch zu einer Verständigung darüber, wie die Kirche in Sachsen zukünftig gestaltet werden soll. Hans-Peter Vollbach war von der Kirchenleitung als Kandidat vorgeschlagen worden, Friedrich Nollau von der Landessynode. Die Amtszeit des Präsidenten des Landeskirchenamts beträgt zwölf Jahre
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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