Als vor Monaten das Motto der diesjährigen Fastenzeit bekannt wurde, konnte man mancherorts Ratlosigkeit spüren: »Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus« – ja, gut. Das ist ja auch irgendwie richtig. Klima. Kriege. Rechtspopulismus. Da kann ein frohgemuter Blick nach vorne schon hilfreich sein. Und plötzlich ist da das Coronavirus. Und die Menschen spüren, wie schwer es ist, sich nicht von Angst und trüben Gedanken nach unten ziehen zu lassen. Da ist die Furcht, sich anzustecken. Man würde sich am liebsten verkriechen. Sicher, es gibt Stimmen, die mahnen: Die Angst vor dem Virus ist völlig überzogen. Das Problem: Selbst Fachleute sind sich nicht einig. Im Moment kann wohl niemand zuverlässig sagen, wie groß die Gefahr wirklich ist. Es fehlt schlicht die Erfahrung. Und so bleibt: abwarten. Abwarten, wie sich Ausbreitung und Heftigkeit des Virus entwickeln. Abwarten, dass Medikamente gefunden werden. Warten auf mildere Temperaturen, die die Ausbreitung hemmen werden. Warten auch, dass wir uns an die Bedrohung durch das Virus gewöhnen. Doch Abwarten fällt schwer. Uralte Instinkte drängen, die Hände nicht in den Schoß zu legen. Auch deshalb kommt es zu Übersprunghandlungen wie Hamsterkäufen.
Dein Leben liegt nicht in deiner Hand. Diese Erkenntnis ist nun wahrlich nicht neu. Aber wir erfahren sie momentan neu. Anders als auf der Autobahn, beim Herzinfarkt oder selbst bei einem Terroranschlag wird diese Erkenntnis plötzlich zum Schrecken, der alles umfasst und durchdringt. Was tun? Abwarten. Klug handeln. Hoffen. Beten. Und in der Botschaft der Passionszeit Trost finden: Meine Zeit steht nicht in meinen Händen. Aber in deinen, Gott. Daran hat sich nichts geändert.
Am Abgrund wandeln
Erinnert: Ihr war auf Erden nicht zu helfen. Wie Heinrich von Kleist war Ingeborg Bachmann bedingungslos auf das Unbedingte aus. Vor 50 Jahren starb die Dichterin in Rom. Mehr lesen Sie im Digital-Abo- Mitarbeiter/innen (m/w/d) Ökumenische Sozialstation Leipzig
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