»Ich werde es nicht schönreden«

Der CDU-Politiker Marco Wanderwitz war zu Gast im »Evangelischen Salon« in Leipzig
Mandy Weigel
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Im Gespräch: Dr. Annette Weidhas, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, Stephan Bickhardt (M.), Evangelische Akademie Sachsen, und CDU-Politiker Marco Wanderwitz.
Im Gespräch: Dr. Annette Weidhas, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, Stephan Bickhardt (M.), Evangelische Akademie Sachsen, und CDU-Politiker Marco Wanderwitz. © Uwe Winkler

»Wir sind diktatursozialisiert«. Für seine Beschreibung der Ostdeutschen hat Marco Wanderwitz harte Kritik einstecken müssen. Als Ostbeauftragter der Regierung Merkel suchte er nach Erklärungen, warum 30 Jahre nach der Wiedervereinigung Menschen im Osten demokratiekritischer eingestellt sind als im Westen. Mit Nazizeit und DDR habe es »sechs Jahrzehnte Unfreiheit« gegeben. Das sei eine Zustandsbeschreibung gewesen, so Wanderwitz am Montagabend im Gemeindesaal der Thomaskirche Leipzig.

Die Evangelische Verlagsanstalt Leipzig und die Evangelische Akademie Sachsen hatten eingeladen, über das Selbstverständnis der Ostdeutschen nach der Diktatur und den Beitrag einer christlichen Haltung in dieser Debatte zu sprechen. Akademiedirektor Bickhardt zollt Wanderwitz Respekt: »Ich fand seine Aussagen befreiend.« Er wünscht sich mehr kritischen Diskurs in Politik und auch in Kirche.

»Es ist mein erster Abend seit der Bundestagswahl, dass ich darüber rede«, gesteht der Politiker. Zur Bundestagswahl 2021 verlor er im Chemnitzer Umland – Erzgebirgskreis II sein Direktmandat an die AfD. Er zog über die Landesliste Sachsen seiner Partei wieder in den Bundestag ein. Es wurde ruhiger um ihn. Jetzt wirkt er im Kultur-, im Bau- und im Auswärtigen Ausschuss.

Marco Wanderwitz beschreibt, was ihn geprägt hat: Das Erzgebirge – er wohnt in Hohenstein-Ernstthal –, der Herbst 1989, den er als 14-Jähriger erlebte, das christliche Elternhaus. »Man kann nicht mit der Bibel unterm Arm Politik machen, aber das Christsein hat eine Bedeutung.«

Die Menschen im Osten bleiben weiter sein Thema. Er sieht die stetige Radikalisierung der AfD mit Sorge. Obwohl sie verfassungsfeindlich ist, habe sie Zulauf. »Ich werde das nicht schönreden«, mahnt er. Schwierigkeiten sieht Wanderwitz bei Ostdeutschen, die demokratische Entscheidungen nicht akzeptieren. Er kritisiert auch eine Erwartungshaltung der Ostländer und erklärte am Beispiel des Wasserstoffzentrums Chemnitz die Entscheidung, das Projekt nicht nur im Osten, sondern in vier Regionen anzusiedeln.

Im Gespräch mit rund 25 Zuhörern wurde über das Lebensgefühl und aktuelle Herausforderungen diskutiert, über den Wert der Verfassung und christliche Wurzeln. »Es wäre gut, wenn jeder mal seine Verfassung in die Hand nimmt«, wünscht sich Marco Wanderwitz. Dann könnte auch Verfassungspatriotismus wachsen. 

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