Kunterbunte Kirchenmeile
Gemeinden präsentieren beim „Tag der Sachsen“ Anfang September in Sebnitz Vielfalt und Farbe
„Das wird ein Hingucker“, meint Andreas Steffens, der neben einer Reihe kunterbunter Latten steht. Die werden Farbe bringen neben die Sebnitzer Stadtkirche St. Peter und Paul, ist Annerose Päßler überzeugt. Das terrassenartige Stück Rasen davor mit dieser Mauer aus Sandsteinquadern sei eine dunkle Ecke, fand sie. Aufhellen sollen sie die Latten, zusammengefügt zum bunten Zaun. Viele Leute aus der Kirchgemeinde haben sie bemalt und gespendet. Ein Gemeinschaftswerk als Blickfang und freundliche Einladung.
Die bekannteste Tradition von Sebnitz sind Kunstblumen. Seit etwa 120 Jahren werden sie hier hergestellt. Deshalb lädt die über 800 Jahre alte Kleinstadt zum „Tag der Sachsen“ vom 5. bis 7. September unter dem Motto „Auf blühende Erlebnisse“ ein.
Mit drei dick gestielten Blumen im Logo wirbt auch die Kirche für ihr Programm. Ihr Leitwort formuliert Hoffnung: „glauben – wachsen – blühen“ lautet es. „Wir würden gern sehen, wie unser Glaube wächst und zum Blühen kommt“, sagt Annerose Päßler vom Sebnitzer Kirchenvorstand. Das Programm haben sie, ein Kreis von 25 Leuten, in einer Ideenwerkstatt entwickelt – gemeinsam mit ihren katholischen Glaubensgeschwistern von „Kreuzerhöhung“, der neogotischen Kirche, errichtet Ende des 19. Jahrhunderts. „Wir sind zwei nicht besonders große Gemeinden, deswegen organisieren wir das ökumenisch.“
Diese Gemeinsamkeit ist für sie nichts Ungewohntes. Die Sozialstation für Senioren hat zwei Träger: evangelische und katholische Kirchgemeinde. Der Martinsumzug startet an der evangelischen Kirche und endet in der katholischen.
„Zum Tag der Sachsen wollen wir zeigen, was alles bei uns passiert – die ganze Buntheit und Vielfalt von Kirche“, sagt Andreas Steffens, Projektbeauftragter des Kirchenbezirks Pirna für dieses Großereignis. Zuletzt managte er den Elbekirchentag in Pirna.
Präsentieren werden sie sich auf einer Kirchenmeile. Wie 2003, als Sebnitz schon einmal Gastgeber für den Tag der Sachsen war. Nur war damals der Kirchenmeile der kleine Park zugeteilt, früher einmal Friedhof, versteckt hinter der Kirche, Sackgasse. Die Diakonie wollte die Besucher damals mit Federweißem erfreuen. Doch kaum einer verirrte sich dort hin. „Ich habe noch sie so viel Federweißen trinken müssen“, erinnert sich Annerose Päßler. „Diesmal beginnt die Meile direkt am Markt, ganz zentral, und zieht sich bis zur Kirche“, zeigt Andreas Steffens. „Damit sind wir sehr präsent für Besucher. Genau das wollen wir: Hinaus zu den Menschen gehen, zeigen, wofür wir stehen.“
Sebnitz mit seinen 9400 Einwohnern liegt an der Grenze zu Böhmen. Auf der anderen Seite befindet sich das 1600-Einwohner-Städtchen Dolni Poustevna (Nieder Einsiedel). Auch dort wird gefeiert. Den Startschuss zur Vorbereitung hatten vor einem Jahr der Sebnitzer Oberbürgermeister Ronald Kretzschmar (parteilos) und sein tschechischer Amtskollege Robert Holec gemeinsam gegeben. Einen Stand auf der Kirchenmeile hat auch der Sozialverein „Slunecnice“ („Sonnenblume“), der in Dečin Menschen mit Behinderungen hilft.
Auf der Bühne neben der Kirche treten Kleinkünstler aus der Region auf. Den Gottesdienst am Sonntag gestalten tschechische Sänger mit. Alles wird auf einer LED-Wand ins Tschechische und Englische übersetzt, wie Annerose Päßler sagt. „Da ist Internationalität live zu erleben.“
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