
In Sachsen hat sich laut Diakonie die prekäre Lage von Selbstständigen verschärft. In der Schuldnerberatung seien sie mit 40 Prozent der rund 3.500 Fälle die größte Gruppe. Das geht aus dem sogenannten Lebenslagenbericht der Diakonie Sachsen für 2022 hervor, deren Ergebnisse am Freitag in Radebeul veröffentlicht wurden. Im Jahr davor betrug der Anteil der Selbstständigen, die Rat suchten, 34 Prozent.
Diakoniereferentin Rotraud Kießling betonte, die soziale Schieflage nehme immer weiter zu. Gründe dafür seien die Mietpreisentwicklung, Energiepreissteigerungen und die Inflation. Selbst Menschen in Arbeit seien nicht mehr in der Lage, ihre monatlichen Fixkosten zu begleichen.
An zweiter Stelle der Ratsuchenden standen im vergangenen Jahr laut Diakonie Leistungsberechtigte von Arbeitslosengeld II mit einem Anteil von 29 Prozent. Parallel dazu habe sich die Lage von Familien in Sachsen weiter verschlechtert, hieß es. Ihr Anteil in Schuldnerberatungen betrage 31 Prozent. Erfasst wurden demnach auch 1.153 betroffenen Kinder, 300 Minderjährige mehr als noch 2021.
Kießling forderte einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung und einen bedarfsgerechten Ausbau. Für Sachsen müsste das Angebot mindestens das Doppelte betragen, sagte sie.
Zur Diakonie Sachsen gehören 19 Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsstellen. Die Wartezeiten für eine individuelle Beratung seien lang, erklärte Kießling. Sie würden teils mehrere Wochen bis Monate betragen. Die Aktionswoche der diakonischen Schuldnerberatung vom 12. bis 16. Juni steht unter dem Motto „Was können wir uns noch leisten?“