
Die Universität Jena untersucht die Folgen der Emigration deutscher Philosophen während des Nationalsozialismus. Mit Beginn des Forschungsprojektes sei zunächst festzustellen, dass die genaue Zahl der Emigranten bis heute nicht bekannt ist, teilte die Universität am Freitag in Jena mit. Ziel sei die Erstellung einer öffentlich einsehbaren Datenbank, in der die Lebens- und Fluchtwege der Exilanten nachvollzogen werden können. So solle es die „Digitale Datenbank Exilphilosophie“ beispielsweise ermöglichen, den Aufenthaltsort von Exilanten zu einem bestimmten Zeitpunkt sichtbar zu machen. Für Anfang der 1940er Jahre werde diese Visualisierung etwa die „Philosophendichte“ in New York belegen.
Sichtbar würden aber auch die Zwischenstationen bei der Flucht ins rettende Ausland. „Wir gehen von einigen Hundert Personen aus, die Deutschland und Österreich nach 1933 den Rücken gekehrt haben“, sagte Projektleiter Nicholas Coomann. Ziel sei, die Wege ins Exil multimedial sichtbar zu machen, aber auch zu zeigen, welche Auswirkungen die Fremde auf das Denken der Exilanten hatte. Im Fokus stünden gerade auch weniger bekannte Philosophen wie etwa Helmuth Plessner (1892–1985), der 1933 zunächst nach Istanbul und später in die Niederlande floh. Beteiligt an der Forschung ist die Universität Potsdam. Finanziell unterstützt wird das Projekt durch die Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur sowie den Zukunftsfonds der Republik Österreich.