Landesbischof Carsten Rentzing kritisiert die Rede des AfD-Politikers Björn Höcke vom vergangenen Dienstag in Dresden.
„Die Äußerungen von Herrn Höcke im Zusammenhang einer Veranstaltung der AfD in Dresden am vergangenen Dienstag empfinde ich als gezielte parteipolitische Provokation, die den Frieden in unserer Gesellschaft subtil zu unterminieren versucht." Man kann über Erinnerungskultur unterschiedlicher Auffassung sein, aber dass die Erinnerung an den durch das nationalsozialistische Deutschland schuldhaft herbeigeführten millionenfachen Tod von jüdischen Kindern, Männern und Frauen ihren Ort gerade in Deutschland hat und braucht, ist eine Errungenschaft unserer Gesellschaft. Wer an die dunkelsten Stunden unserer Geschichte erinnert, leistet einen Beitrag dafür, dass unser Land in der Völkergemeinschaft gleichberechtigt wahrgenommen und respektiert wird. Für diesen Beitrag vieler engagierter Bürgerinnen und Bürger bin ich außerordentlich dankbar.
Das teilte der Bischof heute am Rande eines Interviews in Wittenberg mit.
Der Umgang mit Schuld sei für Christen eine Kernfrage unseres christlichen Glaubens. In dieser Haltung seien in den 1950er Jahren aus der evangelischen Kirche heraus die Aktion Sühnezeichen gegründet worden, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, zur Versöhnung mit den Ländern beizutragen, die unter der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft gelitten haben. "Seitdem sind Tausende junger Deutscher als Freiwillige in Israel, Polen, Russland und anderen Ländern tätig. Sie arbeiten in sozialen Einrichtungen oder betreuen Überlebende des Holocausts – als Zeichen des guten Willens und des Bewusstseins, dass die Geschichte in Deutschland nicht in Vergessenheit gerät."
"Genau aus diesem Bewusstsein heraus ist auch die Dresdner Frauenkirche wieder aufgebaut worden – nicht, wie Herr Höcke in seiner Rede behauptet, als ein Zeichen deutschen Selbstbehauptungswillens, sondern als ein Symbol der Versöhnung zwischen den Völkern und als ein Symbol des Friedens“, so Landesbischof Rentzing.
Um dem lächerlichen und gefährlichen Scharfmacher "Lobo" mal etwas Vernünftiges entgegenzusetzen:
Zitat des im letzten Jahr verstorbenen jüdischen Schriftstellers und Holocaust- Überlebenden Elie Wiesel in seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag, am 27.01.2000 :
"Sie sind eine neue Generation, keiner von Ihnen musste einen Eid auf Hitler leisten. Natürlich hat keiner von Ihnen ein Verbrechen oder eine Sünde begangen. Ich sehe mich veranlasst, hier zu wiederholen, was ich überall sage: Ich glaube nicht an Kollektivschuld; nur die Schuldigen sind schuldig; nur sie und ihre Komplizen. Nicht jene, die damals noch nicht waren, und schon gar nicht die Kinder. Die Kinder von Mördern sind nicht Mörder, sondern Kinder.".
Um dem Journalisten Lobo, der manches für manchen auf einen gefährlichen Punkt bringt, zu untermalen, hier die Bischöfe:
Die Deutsche Bischofskonferenz hat die Äußerungen des Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke zum deutschen Holocaust-Gedenken scharf kritisiert. "Mit Fassungslosigkeit habe ich die völlig unsinnigen Äußerungen von Herrn Höcke zum Holocaust-Denkmal in Berlin und zur Erinnerungskultur vernommen", sagte der Vorsitzende der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, Bischof Ulrich Neymeyr, am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Erfurt. "Das Holocaust-Denkmal ist, christlich gesprochen, ein Mahnmal der Umkehr."
Der Erfurter Bischof erklärte, das Denkmal erinnere "an einen schrecklichen Irrweg, der zur Ermordung von Millionen Menschen, die meisten von ihnen Juden, führte, und es mahnt uns, diesen Weg der Menschenverachtung nie wieder zu beschreiten". Die Erinnerung an die Shoah und die historische Auseinandersetzung mit ihren Ursachen und Folgen "gehören deshalb unverzichtbar zur politischen Kultur Deutschlands", betonte Neymeyr.
Ach Herr Lehnert, da haben die Herrn Bischöfe aber bisher geschlafen. Den Satz hat Herr Höcke nämlich gar nicht erfunden. Denselben oder ähnliche haben über die Jahre schon einige Anderen verwendet. Hier nur ein Beispiel:
Am 6.9.2016 zitierte Kulturstaatsminister Grütters den britischen Historiker und Vorsitzenden des Humboldtforums Mac Gregor derart (nachzulesen auf der Homepage der Bundesregierung): "Dass nach 1990, als das wiedervereinte Deutschland seine Rolle in Europa und der Welt vorsichtig neu definierte, das lang umstrittene Holocaust-Mahnmal - nach mehr als zehn Jahren des Debattierens und Streitens, nach Wettbewerben mit mehreren hundert eingereichten Entwürfen und nach mehrfacher Überarbeitung des letztlich ausgewählten Projekts - zum bedeutendsten Denkmal in Berlin wurde, das hat für sich genommen schon hohe Symbolkraft. Neil MacGregor hat anhand dieses Beispiels auf eine Besonderheit deutscher Denkmalkultur aufmerksam gemacht. Er kenne, schrieb er im Buch zu seiner Ausstellung „Deutschland. Erinnerungen einer Nation“, er kenne „kein anderes Land, das in der Mitte seiner Hauptstadt ein Mahnmal der eigenen Schande errichtet hätte.“
Da hat man nichts von den Herrn Bischöfe oder "Möchtegernpolitiker" gehört, warum nicht?
Genausowenig hört man von denen, wenn Ihre Freunde "Deutschland verrecke",..., oder nach Bomberhary rufen! Warum nicht?
Dieses Denkmal in Berlin ist auch für mich ein Schandmal, nicht das eines Gedenkens. Warum? Was sollen diese Betonklötze konkret darstellen? Selbst Besucher aus dem Ausland können nicht wirklich mit diesen etwas anfangen und waren erst vor kurzem auf diesen herumgeklettert!
Wirkliche Gedenkorte sind die KZ`s, wo jeder noch sehr gut nachvollziehen kann, was dieses Verbrechersystem angestellt hat. Es gibt hervorragende Aufarbeitungen. Aber auch bei diesen gibt es jungen Menschen, die es nicht mehr so ernst mit den Erlebnissen nehmen. Ich selbst habe es im KZ Oranienburg erlebt, dass spanische Schüler ziemlich fröhlich und lachend durch diesen Gedenkort gegangen sind. Dies finde ich absolut nicht weiter schlimm, weil diese jungen Leute sich überhaupt nicht mehr in diese Zeit versetzen können und auch sollen. 72 Jahre nach dem Krieg sollten wir auch nicht ständig mit einem gesenkten Kopf durch die Gegend laufen. Ich trage keine Schuld an diesem Verbrechen und ich werde mich auch niemals schuldig fühlen. Dagegen sollten wir alles tun, damit die kriegerischen Auseinandersetzungen minimiert werden. Keine Auslandseinsätze mit der Bundeswehr, auch keine Lieferungen von militärischen Gütern. Dies wäre schon ein Anfang.
@Beobachter - schreiben Sie das nicht auch so bei idea?
Und katholisch.de:
http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/bischofskonferenz-fa...
Lieber Herr Rentzing, war das von Ihrer Seite auch noch nötig? Fast jeder Politiker hat sich doch schon darüber ausgelassen! Ich zitiere mal auszugsweise aus einem Kommentar dazu, dem ich zustimmen kann: "Was war passiert? Höcke sagte in seiner Rede den folgenden Satz: „Wir Deutschen sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“ Nun mag man den Duktus durchaus kritisch sehen. Allerdings muss es in einer freien Gesellschaft möglich sein, auch derart heikle Themen anzusprechen. Und eine Meinungsfreiheit, die nur für die eine Hälfte des politischen Spektrums gilt, spottet ihrer Bezeichnung. Denn was Björn Höcke gesagt hat, entspricht einer Äußerung, die der ehemalige Herausgeber des „Spiegels“, Rudolf Augstein, bereits im November 1998 getätigt hat. Ich zitiere: „Nun soll in der Mitte der wiedergewonnenen Hauptstadt Berlin ein Mahnmal an unsere fortwährende Schande erinnern. Anderen Nationen wäre ein solcher Umgang mit ihrer Vergangenheit fremd. Man ahnt, daß dieses Schandmal gegen die Hauptstadt und das in Berlin sich neu formierende Deutschland gerichtet ist. Man wird es aber nicht wagen, so sehr die Muskeln auch schwellen, mit Rücksicht auf die New Yorker Presse und die Haifische im Anwaltsgewand, die Mitte Berlins freizuhalten von solch einer Monstrosität.“" Meines Wissens nach hat sich damals kein Politiker und auch kein Bischof darüber ausgelassen!
Seiten
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
Zum Vergrößern hier klicken.
Weitere Impressionen finden Sie hier.
Diskutieren Sie mit