Ostern ist der höchste Festtag im kirchlichen Jahreskreis. Christen feiern an diesem Tag die Auferstehung Jesu von den Toten. In der Lausitz wird das Ereignis von den Sorben am Ostersonntag im Brauch des Osterreitens erlebbar.
In den Gemeinden der katholischen sorbischen Oberlausitz wird das Osterfest auf besondere Weise begangen: Schon seit mehr als fünf Jahrhunderten ist es Tradition, dass die Osterreiter in Prozessionen die Botschaft von der Auferstehung Christi in die Nachbarpfarrei tragen, das teilte das Bistum Dresden-Meißen mit. Es ist bekannt, dass bereits Ende des 15. Jahrhunderts zwischen Hoyerswerda und Wittichenau solche Prozessionen stattfanden. Die Wurzeln dieses Brauchs reichen wahrscheinlich bis in vorchristliche Zeiten zurück. Durch Feldumritte glaubte man, die jungen Saaten vor der Missgunst des Bösen schützen zu können. Unter dem Einfluss des Christentums wandelten sich die Ritte wohl in christliche Prozessionen, die heute ein öffentliches Bekenntnis zum christlichen Glauben darstellen.
In der Oberlausitz gäbe es neun Osterreiterzüge, in denen überwiegend Sorben mitreiten. Lediglich in der Wittichenauer Prozession gibt es seit etwa 110 Jahren auch einen deutschsprachigen Teil. »Hoch zu Ross singen die Männer Lieder, die von der Auferstehung Christi künden. Unter dem Läuten der Kirchenglocken und mit Gesang führt die Prozession von der Heimatkirche aus um die Felder bis ins nächste Dorf. Außerhalb der Ortschaften betet die Reiterschar den Rosenkranz und andere Gebete. In ihrer Prozession führen sie das Kreuz, Kirchenfahnen und die Statue des Auferstandenen mit«, sagt Michael Baudisch vom Bistum Dresden-Meißen. Die Männer sind festlich gekleidet: Schwarzer Zylinder und Gehrock sowie weiße Handschuhe sind die auffälligsten Merkmale.
Auch die Pferde werden für das Osterreiten besonders geschmückt: mit einem speziellen Ostergeschirr, festlichen Satteldecken und einer bunt bestickten Schleife im Schweif. Ist diese schwarz, deutet sie auf Trauer in der Familie hin. Das Pferdegeschirr ist aufwendig mit Muscheln oder Metallbeschlägen verziert, oft finden sich auch christliche Symbole wie das Osterlamm oder ein Kreuz. Gerne werden auch frische Blumen als Schmuck genutzt. Die Osterreiter umreiten dreimal die Kirche und den Friedhof. So verkünden sie auch den Verstorbenen die Auferstehung Christi und beten für sie.
Das Osterreiten sei traditionell Männersache. Wer zum ersten Mal dabei ist, trägt ein Myrtenkränzchen. Zum jeweiligen Jubiläum darf sich der Reiter dann mit einer silbernen „25“ beziehungsweise goldenen „50“ schmücken. Insgesamt beteiligen sich jedes Jahr etwa 1.500 Osterreiter an den Prozessionen der katholischen Sorben.
Orte und Zeiten:
Prozession von Bautzen zurück Radibor: 10.30 Uhr/zürück nach Radibor: 14.45 Uhr
Prozession von Ralbitz nach Wittichenau: 9.15 Uhr/zurück 15 Uhr
Prozession von Wittichenau nach Ralbitz: 9.20 Uhr/zurück 15.15 Uhr
Prozession von Crostwitz nach Panschwitz: 12.15 Uhr/zurück 15.30
Prozession von Radibor nach Storcha: 11.45 Uhr/zurück 15.30 Uhr
Prozession von Nebelschütz nach Ostro: 12.00 Uhr/zurück 15.30
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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