Wenige Stunden vor der Urteilsverkündung am Münchner Oberlandesgericht ist im sächsischen Zwickau an die Opfer der Terrorgruppe »Nationalsozialistischer Untergrund« (NSU) erinnert worden. Bei einer Gedenkveranstaltung am Dienstagabend auf dem Hauptmarkt wurden die Namen und Lebensdaten der zehn Opfer verlesen. Zudem erinnerte eine Kunstinstallation des Münsteraners Thomas Nufer an die Todesopfer. Gezeigt wurden Portraits der zehn Opfer. In Zwickau hatte sich das Trio jahrelang versteckt.
Bei dem Gedenken waren rote Kerzen an Passanten verteilt worden. Sie sollten an das vergossene Blut erinnern. Im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München soll nach fünf Jahren am Mittwoch das Urteil fallen.
Der NSU-Mordserie um die mutmaßlichen Täter Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe fielen zwischen den Jahren 2000 und 2007 vermutlich neun Menschen mit Migrationshintergrund und eine Polizistin zum Opfer. Zschäpe steht als einzige Überlebende des Trios seit 2013 vor Gericht.
Ihr wird Mittäterschaft an sämtlichen Verbrechen vorgeworfen – dazu gehören auch ein Sprengstoffanschlag sowie ein Nagelbomben-Attentat in Köln und 15 bewaffnete Raubüberfälle. Die Ermittler hatten jahrelang einen rechtsextremistischen Hintergrund der Taten ausgeschlossen. Böhnhardt und Mundlos begingen laut Bundesanwaltschaft im November 2011 in Eisenach Selbstmord.
Zur Urteilsverkündung am Mittwoch haben bundesweit Initiativen der Zivilgesellschaft Aktionen angekündigt, darunter auch in Leipzig und Halle. Aus Zwickau, wo das NSU-Trio zuletzt lebte, sollen elf Gedenkbänke nach München gebracht werden. Zehn von ihnen erinnern an die namentlich bekannten Opfer, eine Bank steht für weitere mutmaßliche Opfer.
Die Gedenkbänke mit persönlichen Angaben der Getöteten werden zu bestimmten Anlässen in Zwickau als Mahnmal aufgestellt. Das Wohnhaus, in dem das Trio zuletzt versteckt lebte, wurde abgerissen.
In Zwickau ist zum Zeitpunkt der Urteilsverkündung eine Sprühaktion geplant, wie der Vorbereitungskreis mitteilte. Dabei würden Orte mit NSU-Bezug markiert. Organisiert werden die Aktionen unter anderem vom Soziokulturellen Zentrum der Zwickauer Region, dem Theater Plauen-Zwickau, dem Bündnis für Demokratie und Toleranz und dem Kulturbüro Sachsen.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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