An den hohen Festtagen des Kirchenjahres ziehe ich mit den Domgeistlichen immer zum Hauptportal der Hofkirche, der Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen, aus und wünsche den dort die Kirche Verlassenden gesegnete Feiertage. Als ich so am Pfingstsonntag nach dem Hochamt im Hauptportal stand, kamen von unten gegen den Strom der die Kirche verlassenden Gläubigen zwei Jungen an mich heran – sie mögen vielleicht sieben und neun Jahre alt gewesen sein. »Ist das hier eine Kirche?«
Eigentlich brauchte ich über die ehrlichen Fragen dieser beiden Jungen nicht erstaunt zu sein, spiegelten sie doch die Glaubenssituation vieler Sachsen wider, die manchmal vielleicht etwas vom christlichen Glauben gehört haben, aber im Herzen von ihm nie berührt worden sind. Wir mögen viele innerkirchliche Probleme anzugehen haben, aber verfehlen wir unseren uns von Christus gegebenen Auftrag und unseren Sinn als Kirche nicht, wenn wir nicht zum Sprachrohr Gottes werden für die Menschen in unseren Taten und Worten – einladend, überzeugend und gewinnend? Es ist mir ein Herzensanliegen, auf die Spurensuche der Beantwortung dieser Frage mit dem neuen Landesbischof zu gehen, dem ich für seinen Dienst und für unser Miteinander Gottes reichen Segen wünsche.
Während ich noch im Hauptportal der Hofkirche stand, sah ich, wie die beiden Jungen die schüchtern an mir vorbeischleichenden Eltern an ihrer Hand in die Kirche führten. Ich sah sie später noch im Kirchenraum herumgehen und vor dem Kerzenständer bei der Mutter Gottes stehenbleiben und dachte mir nur: »Wenn ihr als Kirche nicht so werdet wie diese Kinder!«
Heiner Koch ist Bischof des katholischen Bistums Dresden-Meißen.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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