Gerechtigkeit: Eine Welle der Hilfsbereitschaft empfängt geflüchtete Menschen. Einheimische in sozialer Not fragen sich: Warum sind wir das nicht wert? Die Kirchgemeinde in Markranstädt will es anders machen. Und eröffnete das St.-Martin-Lädchen.
Menschen in Not sind hier Kunden – keine Bedürftigen: Pfarrer Michael Zemmrich im St.-Martin-Lädchen. ©
Steffen Giersch
Sie sitzen in der Sonne. So scheint es. Wäre es nicht Vormittag, wenn die meisten auf Arbeit sind. Die beiden Frauen haben keine. Wären da nicht ihre Zähne, die davon erzählen, dass gute Zähne für viele ein unerschwinglicher Luxus geworden sind. Die weinroten Krücken der einen lehnen am plätschernden Brunnen, die andere hat ihre Sonnenbrille ins Haar geschoben, ein Werbeartikel für Billigbier. »Nichts gegen die Menschen, die Flüchtlinge«, sagt die eine. »Aber man muss sich auch um die Leute kümmern, die hier leben. Die werden im Stich gelassen.«
Die beiden Frauen am Brunnen in Markranstädt haben keine Wut, keinen Hass, keine Feindschaft in sich. Sie sitzen in der Sonne. Sie haben Fragen. »Hier wurde doch der Jugendclub zugemacht«, sagt die andere. »Den bräu