»Es gibt in Clausnitz nicht nur die Krakeeler«
In dem Erzgebirgsdorf schlägt Flüchtlingen Wut entgegen – doch Christen stehen ihnen bei
Während am Donnerstag im osterzgebirgischen Clausnitz etwa hundert Menschen einen ankommenden Bus mit Flüchtlingen massiv blockierten, warteten im Inneren der Flüchtlingsunterkunft auch Mitglieder der Kirchgemeinde von Clausnitz auf das Eintreffen der Neuankömmlinge. Der Freiberger Superintendent Christoph Noth hat sich wenige Tage später ein Bild von der Situation gemacht. Helfer aus der Kirchgemeinde hätten die Koffer von Flüchtlingen in die Unterkunft getragen, sagte er gegenüber dem Sonntag.
Nach seinem Eindruck habe sich niemand aus der Kirchgemeinde an der Blockade beteiligt. »Es gibt in Clausnitz nicht nur die Krakeeler«, betonte er. Die Kirchgemeinde vor Ort sei »hoch engagiert und hoch motiviert.« Schon früh habe sie sich in die Flüchtlingsarbeit im Ort eingebracht. »Der Kirchenvorstand hatte bereits im November einstimmig beschlossen, eine Kontaktperson zwischen Kirchgemeinde und Kommune zu benennen«, so Superintendent Noth. Die Aufnahme von Flüchtlingen im Ort sollte so konstruktiv begleitet und unterstützt werden.
Der Vorstand der Kirchgemeinde Clausnitz-Cämmerswalde-Rechenberg zeigte sich entsetzt über die Ereignisse. »Die Menschen, die zu uns kommen, sind nicht zuerst Flüchtlinge oder Syrer, Afghanen oder andere Nationalitäten, sondern vor allem anderen Menschen«, heißt es in einer Erklärung. »Wir berufen uns als Christen auf die biblische Aussage, dass jeder Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen ist.« Mehrere Gemeindeglieder waren laut Superintendent Christoph Noth am Donnerstag vor Ort und haben die Ankommenden versorgt. Und auch in den nächsten Tagen sei das Engagement nicht abgebrochen. So habe die Junge Gemeinde ein Fußballspiel mit den jüngeren Flüchtlingen organisiert. In der Jungen Gemeinde wurde außerdem ein dreisprachiger »Fahrplan« für die Flüchtlinge entwickelt. In diesem an die Flüchtlinge verteilten Plan wurden Orientierungstipps für das Leben im Ort auf Deutsch, Englisch und Arabisch festgehalten.
Auch von anderen Seiten wurde Solidarität mit den Clausnitzer Flüchtlingen bekundet. Rund hundert Menschen nahmen am Samstagabend an einer Solidaritätskundgebung teil. Unter dem Motto »Refugees welcome« demonstrierten sie dort friedlich gegen Fremdenfeindlichkeit und überbrachten Spenden.
Helfer aus der Clausnitzer Kirchgemeinde seien durch Anfeindungen aus dem Dorf verunsichert worden, sagte Superintendent Noth, der aktuell die Vakanzvertretung in der Kirchgemeinde inne hat. Der Kirchenvorstand betont in seiner Erklärung, »allen, die es nötig haben, die menschliche Anerkennung entgegenzubringen und alles zu tun, damit das Gesicht unserer Städte und Kommunen ein menschliches ist.«
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