Mit Hingabe loslassen
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Joh. 12,24)Er hat Geschichte geschrieben, obwohl er kein Wort schrieb. Andere haben es aufgeschrieben, das Wort, in dem seine Geschichte steckt. Ist er vom Himmel gefallen in die Erde? Der unfassbare Gott ließ ihn fallen, ganz menschlich in irdische Höhen und Tiefen. »Hinabgestiegen in das Reich des Todes«. Was denken wir eigentlich, wenn wir das sonntäglich bekennen? Keine Tiefe soll gottlos sein? Selbst der Tod wird verschlungen vom Leben? Am Ende nicht das Ende, sondern ganz neu: viel Frucht? Nicht ohne Hingabe. Nicht ohne Loslassen. Alles hat er gegeben. »Das ist doch verrückt! Das ist doch das Letzte!« mögen damals schon Leute gesagt haben. Radikal geht er an die Wurzel mit Herz, nicht halbherzig; mit Verstand, nicht fanatisch; mit liebevoller Hand, nicht aus frommen Prinzipien.
Er liebte, ohne Vor-Sicht, ohne Vor-Urteile. Kein fertiges Bild hatte er von den Menschen, denen er begegnete. Immer traute er einem und einer mehr Gutes zu als diese sich selbst zutrauten. Gelähmte gingen los. Blinde sahen neu. Aussätzige wurden rein, kamen aus der Isolation. Dies ist das Körnchen Wahrheit, sein zukunftsträchtiger Weg und sein Leben, das Weizenkorn, das in die Erde fällt. Wer festhalten will, sich einschließt, aus Angst etwas zu verlieren, »der bleibt (fruchtlos) allein«, heißt es.
Wenn unsere Liebe, unser Verstand, unser Hab und Gut in die Erde fällt, nicht nur in europäische, auch in die andere aufgewühlte Erde, hier und dort, ist das vielleicht verrückt. Aber verheißungsvoll. Wir sagen es doch sonntäglich: hinabgestiegen … und: »am dritten Tage auferstanden von den Toten«.
Er will Geschichte schreiben, dieser Jesus, mit uns, durch die Passionszeit, auf Ostern hin.