Dass sich die Dörfer und ihre Strukturen dramatisch verändern, ist bekannt. Viele junge Leute ziehen in die Städte. Ohne guten Nahverkehr, schnelles Internet, Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte und Schulen fühlen sich die kleinen Orte abgehängt und im Stich gelassen. Gerade erst wurden Zahlen bekannt, dass tausende Bauernhöfe in den vergangenen Jahren aufgegeben wurden, vor allem die kleineren. Begleitet wird dieses Höfesterben auch von der Kirche, denn die Pfarrhöfe verdienen oft ihren Namen nicht mehr. Immerhin sind die meisten noch bewohnt – nur nicht von Verkündigungsmitarbeitern.
Was bleibt, ist die hübsch sanierte Kirche im Dorf. Doch angesichts der immer größer werdenden Zuschnitte für Kirchgemeinden, durch Regionalisierungen und Strukturreformen wird auch dort seltener Gottesdienst gefeiert. Zunehmend aber wehren sich Gemeinden gegen weitere Verluste. Sie wollen die Veränderungen aktiv begleiten, ihnen auch etwas entgegenstellen. Ähnlich wie die vom Staat geschlossenen Schulhöfe durch christliche Vereine wieder zum Leben erweckt wurden und ganze Dörfer stolz machten, könnten auch Pfarrhöfe am Leben erhalten oder wiederbelebt werden. Vereine, Stiftungen, Spender stehen bereit, um die eigene Gemeinde zu fördern.
Ist das Egoismus? Sicher auch, und es birgt Probleme und Kontrollverlust für die Landeskirche. Es hat aber viel mit Identität zu tun, mit Nähe und Vertrautheit. Wenn das geopfert wird, fehlt der Kirchgemeinde eine wesentliche Stütze. Also bringen die Gemeindeglieder lieber selbst ein Opfer, ein finanzielles. Das ist eine Investition in die christliche Gemeinschaft – und kann ein Zeichen für das ganze Dorf sein, weil fast alle anderen auf dem Rückzug sind.