Der Thüringer Vorfall geht Christen und Kirchen etwas an. In Frage steht nicht nur die Zukunft der sich explizit christlich nennenden politischen Parteien. Die Union muss klären, ob sie einen christlichen Konservatismus pflegen will oder einen dezidiert rechten. Die Zeiten sind vorbei, in denen beide aufgrund gemeinsamer Machtinteressen wie Verbündete erschienen. Historische Vorbilder gibt es für beide Konservatismen: Konservative Katholiken kämpften (und starben) mit den Demokraten von SPD und DDP im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, während Politiker der DVP und DNVP den Nazis den Weg ebneten. Nach der von ihnen ersehnten »Nationalen Revolution« wurden sie entmachtet.
Aber diese Klärung steht nicht allein den christlichen Unionsparteien bevor. Die Mehrheit der Vereine in Deutschland, die ein emphatisches »C« in Namen und Satzung führen, ist konservativ. Bürgervereine, kirchliche Stiftungen und Fördervereine, Studentenverbindungen und Traditions- und Heimatverbände – sie bilden vielerorts ein stabiles Rückgrat der Bürgergesellschaft. Sie sind eine integrative Kraft in unserer Gesellschaft. Doch darf man sich nichts vormachen: Diese Integration meinte jahrelang auch, dass man bei den politischen Überzeugungen der einzelnen Mitglieder nicht genau hinschaut. Das oberflächliche Bekenntnis zu Grundgesetz und christlichem Glauben wurde und wird von vielen als ewig wirkende Impfung gegen die Radikalisierung der Mitte missverstanden. Wenn sich die Unionsparteien auf den Weg begeben, neu zu klären, was christlichen Konservatismus von einem dezidiert rechten Konservatismus unterscheidet, dann gilt das auch für ihre »Vorfeldorganisationen« – und ebenso für die Kirchen.
Der Autor ist Redakteur des Magazins »Die Eule«
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