Bilanz: Der im März 95 Jahre alt gewordene Schriftsteller Martin Walser blickt in einem neuen Gesprächsbuch zurück auf sein Leben und äußert sich auch zum Glauben, der für ihn eine Sehnsucht ist.
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Dichter, Denker, Suchender: Martin Walser blickt auf ein langes Leben zurück (Foto von einer Lesung in München 2010). © Amrei-Marie/CC BY-SA 3.0
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Martin Walser: Lieber träumen wir alles, als dass wir es sagen. Gespräch mit M. Albus. Patmos Verlag 2022, 224 S., 25 €.
Wovon träumt ein deutscher »Großschriftsteller«, wie das alberne Wort heißt, wenn die großen Kämpfe seines Lebens ausgekämpft sind? Was ist noch wichtig? Was bereut er? Für Martin Walser, 95, ist das die falsche Frage: »Zurückblicken gibt es nur als Blitz«, sagt er, »man ist irgendwo gewesen und gleich wieder weg, Augenblicke sind nicht von Dauer.«
Michael Albus, Theologe, Journalist und Dozent für Religionsdidaktik der Medien in Freiburg, hat ein ausführliches Gespräch mit dem sehr nachdenklichen, sehr aufrichtigen, sich aber auch bisweilen verweigernden Martin Walser geführt und in die Form eines Lesebuchs gebracht. Zwischen die einzelnen Interviewabschnitte hat er Schlüsseltexte aus Walsers Werk eingestreut. In das Gespräch schaltet sich manchmal auch de