»Es kann jeden treffen«
In Auerbach wird 20 Jahre »Brotkorb« gefeiert – Bedürftige erhalten LebensmittelMit einem lachenden und einem weinenden Auge schaut Detlef Köhler auf das Jubiläum, das am kommenden Sonntag in Auerbach gefeiert wird. Der Kirchenbezirkssozialarbeiter ist für die Brotkorb-Projekte zuständig, die es seit 20 Jahren hier gibt. Das ist Grund zum Feiern und gleichzeitig ist es schlimm, dass diese Arbeit notwendig ist, sagt er.
Jeden Freitag werden in Auerbach Lebensmittel an bedürftige Menschen ausgeteilt. Das Motto der Arbeit ist aus der Bibel abgeleitet: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein – Leben geht weiter«. Damit werden die beiden Aspekte der Arbeit benannt: Es gibt Lebensmittel und Impulse zum christlichen Glauben, eben mehr als nur Brot. Was vor 20 Jahren mit privater Hilfe begann, hat inzwischen Kreise gezogen. Allein im Vogtland gibt es sechs Brotkorb-Ausgabestellen unterschiedlicher Träger.
Der Gedanke für diese Hilfsaktion wurde in der Lebensberatungsstelle der Diakonie entwickelt. Beraterin Maria Knöfler stellte damals fest, dass es nicht ausreicht, den Menschen mit Gesprächen beizustehen. Oft war das Problem, dass sie nicht wussten, wie sie übers Wochenende die Familie ernähren können. Zunächst wurde privat etwas mitgebracht, dann bei Bäckereien angefragt. Der Bedarf stieg. Über die Jahre professionalisierte sich die Arbeit. In Auerbach hat sich die Zahl der zu versorgenden Haushalte in den letzten zwei Jahren verdoppelt. Derzeit sind es fast 100 Haushalte, die freitags von den zwölf ehrenamtlichen Mitarbeitern nicht nur mit Backwaren, sondern auch mit Reis oder Nudeln, Konserven oder Obst versorgt werden.
Detlef Köhler weiß, dass es jeden treffen kann. Besonders seit Lebensmittel so viel teuerer geworden sind. Manche haben nur eine kleine Rente, andere ALG II oder sind durch eine Krankheit aus dem Arbeitsleben gerissen. Gleichzeitig wird es auch für Helfer schwieriger, etwas abzugeben. Man ist auf finanzielle Spender angewiesen. Im vergangenen Jahr ist es sogar zweimal vorgekommen, dass die Lebensmittel nicht ausreichten. Darum wünscht sich Detlef Köhler, dass nicht nur Supermärkte und Bäckereien helfen, sondern auch in Gemeinden gezielt Spenden gesammelt werden. Eine Besonderheit sind die Körbe, die viele Gemeinden im Vogtland im Eingangsbereich ihrer Kirche platziert haben. Dort können Naturalien für den Brotkorb abgelegt werden.
Der Name »Brotkorb« kommt von der biblischen Geschichte der Speisung der 5000. Wenn damals alle satt wurden und zwölf Körbe übrig waren, dann sollte das heute auch möglich sein. Die Aktion lebt von Spenden, ebenso werden aber ehrenamtliche Mitarbeiter gebraucht. Die Lebensmittel werden an verschiedenen Stellen abgeholt, verpackt und ausgegeben. Zum Brotkorb gehören Möglichkeiten der Begegnung. So gibt es an manchen Stellen ein offenes Cafè oder eine offene Kinderarbeit, es wird sogar in der Bibel gelesen. In der Kombination von praktischer Hilfe und Begegnung wächst das Vertrauen.
19. Juni, 9.30 Uhr: Festgottesdienst zum Jubiläum »20 Jahre Brotkorb« in der Laurentiuskirche in Auerbach/V. Anschließend Feier im Kirchgemeindehaus.
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