Halloween ist keine Konkurrenz zum Reformationsfest
Drei Fragen an den Theologen André KendelFür den evangelischen Theologen André Kendel stellt das Feiern von Halloween keine Konkurrenz zum Reformationstag dar, der am 31. Oktober gefeiert wird. Die Reformationsbewegungen hätten den Menschen die Freiheit geschenkt, zu entscheiden, welche Sitten sie sich zu eigen machen. Daher stehe jedem frei, das "mit oder ohne Gruseln zu feiern", sagte der Persönliche Referent des badischen Landesbischofs im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
epd: Halloween fällt auf den Reformationstag am 31. Oktober. Wird dieser durch den hier modern gewordenen Gruselbrauch aus Ihrer Sicht überdeckt? Sehen Sie Halloween als Konkurrenz zum Reformationstag?
Kendel: Vieles von dem, was Kinder und Familien heute an Halloween feiern, ist durch die Reformation möglich beziehungsweise befördert geworden. Dass wir uns heute so frei entscheiden können, dass wir uns andere Kulturen und Sitten zu eigen machen, hat viel mit dem zu tun, dass die Reformation den Menschen in den Mittelpunkt gerückt hat und sein Recht auf Bildung. Die Reformationsbewegungen haben diese Freiheit heute ermöglicht. Das finde ich ist ein Fest wert! Und es steht jedem frei, das mit oder ohne Gruseln zu feiern.
epd: Halloween hat eine verbindende Kraft, die Menschen finden sich zu einem Brauch zusammen. Was kann sich die Kirche davon abschauen?
Kendel: Auch hier: Rituale wie die Taufe, der Segen, Gebräuche zu Erntedank oder Weihnachten sind kirchliche Bräuche. Die verbindende Kraft von Bräuchen kann natürlich auch an Halloween mit anderen Hintergründen und Inhalten gelingen. Ich finde, die Kirche kann mutiger werden, auch neue Bräuche ins Leben zu rufen und selbstbewusster ihre bestehenden Bräuche wertzuschätzen und zu vertreten.
epd: Der Reformationstag ist in den vielen Bundesländern kein Feiertag. Was tut die badische Landeskirche, um diesen Tag nachhaltig und zukunftsweisend bei den Menschen zu verankern?
Kendel: Es gibt in Baden viele Gottesdienste am Reformationstag, meistens am Abend, so dass die Menschen sie wahrnehmen können. Gottesdienste lassen Menschen mit Inspiration, Hoffnung und Kraft nach vorne schauen. Das ist zukunftsweisend und wirklich nachhaltig! Und im Stil sind diese Gottesdienste so vielfältig wie die Menschen selbst.
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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