Schulanfang in Sachsen, und auch viele Flüchtlingskinder nehmen dieser Tage erstmals am Unterricht in hiesigen Schulen teil. Aber für über eine Million vor dem syrischen Krieg geflohenen Jungen und Mädchen wird Schule ein unerfüllter Traum bleiben. Nur erfahren wir es nicht, denn sie leben in den Lagern Jordaniens oder im Libanon. Sie sind nicht unsere Nächsten, sondern Ferne.
Dabei hat Europa ganz unmittelbar mit dem Schicksal dieser Kinder zu tun: Es hat sein Versprechen nicht gehalten. 11 Milliarden Dollar haben mehr als 70 Staaten erst im Februar in London für die Flüchtlinge in den syrischen Nachbarstaaten zugesagt. 1,4 Milliarden davon für Schulen – erst 400 Millionen Dollar wurden nach Angaben von Hilfsorganisationen bisher wirklich für Bildung gezahlt. Bei den anderen Fördertöpfen sieht es ähnlich aus.
»Die Glaubwürdigkeit der EU und der Bundesregierung sinkt und sinkt«, kritisiert »Brot für die Welt«. Wir schaffen das? Das gilt wahrscheinlich nur innerhalb der deutschen Staatsgrenzen. Deutschland investiert Milliarden und viel Herz in die Geflohenen, die es hierher geschafft haben. Dabei wollen viele Flüchtlinge lieber nah ihrer Heimat bleiben, um nach Ende des Krieges schnell zurück zu können. Finden sie dort kein menschenwürdiges Leben, sind sie zu einer lebensgefährlichen Flucht fast gezwungen. Europa aber sichert seine Grenzen.
Was uns das sagt? Erstens, dass moralischer Hochmut einer Willkommenskultur fehl am Platz ist, denn sie hat viele tote Winkel. Und zweitens, dass Nächstenliebe in Zeiten der Globalisierung von Wohlstand und Elend auch Fernstenliebe werden muss. Weil die Fernsten schnell zu Nächsten werden können. Und sei es im Schlauchboot auf dem Mittelmeer.
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Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna