Genau 28 Jahre liegt der politische Umbruch vom Herbst 1989 jetzt zurück. Je größer der Abstand, desto mehr lässt die Präzision beim Erinnern nach. Beim wiederholten Erzählen schleifen sich Widersprüche ab, werden Details vergessen. Etwa, dass auch im Herbst 1989 manch einer nationalistische »Deutschland-Deutschland«-Rufe bellte.
Denkmale sind errichtet, Erinnerungstafeln an Hauswände geschraubt, Filme gedreht, Sachbücher, Erzählungen, Romane geschrieben worden. Es sind Interpretationen der Tatsachen. Jeder, der es erlebt hat, erzählt seine Geschichte, mit teils fundamentalen Unterschieden. Je nachdem, ob einer vor 1989 in Amt und Würden, zumindest sehr zufrieden mit den Verhältnissen war oder die DDR-Realität durch ein Gefängnisfenster betrachten musste.
Dies ist der Stoff, aus dem die nachfolgenden Generationen ihr DDR-Bild nähen. Wenn es ein sehr bunter Flickenteppich wäre, käme das den Tatsachen relativ nahe. Ein einfarbig rosaroter Stoff indes wäre ebenso falsch wie ein tief schwarzer oder trist grauer. Organisatoren von Gedenkfeiern, die ein besonders großes Risiko zur Verklärung eingehen, tun gut daran, nicht nur zurück, sondern vor allem auf die Gegenwart zu schauen. Plauen feiert am 7. Oktober, Dresden am 8. und Leipzig am 9. Oktober – mit Konzert, Friedensgebet, Lichtfest.
Entscheidend ist, ob diese Feste den authentischen ’89er Geist ins Heute holen. Der nämlich war auf Zukunft, Aufbruch, vor allem auf Offenheit gerichtet. Nicht zuletzt zierte ihn Humor. Ein Geist ängstlicher Abschottung, nationalistischer Beschränktheit und Hass jedenfalls war es nicht. Auch wenn AfD- oder Pegida-Anhänger sich regelmäßig mit verlogenen ’89er-Wendeherbst-Reminiszenzen schmücken.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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