Der Glaube wächst im Kleinen
Pfingsten: Die Kirche schrumpft nur noch. Wirklich? In ihren Kindergärten wächst neuer Glaube – man muss ihn nur sehen. Und mehr fördern als bisher.
Pfingsten ist auch die Geschichte einer großen Sprachverwirrung. Die Kirche entstand und die Jünger redeten in allerlei Sprachen wundersam aneinander vorbei. Gut möglich, dass auch heute noch so etwas geschieht. Etwa, wenn sich Sachsens Landeskirche den Kopf über Mission zerbricht und dabei kaum zu sehen scheint, wo längst neuer Glaube wächst.
»Missionarische Sonderprojekte sind wichtig – aber es wäre töricht außer Acht zu lassen, dass in evangelischen Kindergärten, Schulen und diakonischen Einrichtungen missionarisches Wirken schon heute geschieht«, sagt Oberlandeskirchenrat Burkart Pilz, der Bildungsdezernent der Landeskirche. »Und das gilt ja auch für Vieles in der normalen Gemeindearbeit.« In der Landeskirche gehen rund 21 000 Jungen und Mädchen in 258 evangelische Kitas. Das sind 13 Prozent aller bis zu Sechsjährigen.
»Man muss Kinder nicht erst zum Glauben und zu Gott führen – er ist in ihnen schon präsent«, sagt Kai Schmerschneider, Studienleiter für Elementarpädagogik am Theologisch-Pädagogischen Institut Moritzburg. Auch im weitgehend nicht-christlichen Ostdeutschland sei das nicht anders. »Unsere Aufgabe ist es, das bei den Kindern wahrzunehmen und zu stärken durch die Botschaft des christlichen Glaubens in Form von Ritualen, Liedern und Gebeten.«
Die Mitgliedschaftsuntersuchung der EKD zeigt, wie prägend die Kinderjahre sind für das Glauben – oder das Nicht-Glauben. Doch in den Zukunftsdebatten der sächsischen Landeskirche spielen ihre Schulen und Kitas kaum eine Rolle. In den Großstädten mit wachsenden Kinderzahlen sollen Gemeindepädagogen-Stellen sogar abgebaut werden. Dabei hat die Kirchenleitung schon vor drei Jahren in ihrem Papier »Wo christlicher Glaube wächst« die Größe der Aufgabe benannt: Es braucht noch viel mehr religionspädagogische Kompetenz gerade auch in evangelischen Kindergärten.
»Religionspädagogik ist nicht einfach eine Andacht oder ein Morgenkreis«, sagt Studienleiter Kai Schmerschneider. »Sondern sie muss sich durch den ganzen Tag ziehen. Wenn etwa Kinder draußen einen toten Vogel entdecken, kann man über den Tod ins Gespräch kommen. Oder wenn sie eine Bude bauen, dann geht es auch um die Sehnsucht nach Geborgenheit.« Den Blick dafür möchte er Erziehern bei seinen religionspädagogischen Qualifikationskursen öffnen.
Um in allen Regionen Sachsens Erzieher bei dieser Aufgabe zu begleiten, hat das Kirchenleitungspapier von 2015 die Profilierung von Gemeindepädagogenstellen als regionale Fachberater vorgeschlagen. In Leipzig und Dresden gibt es solche Stellen bereits – doch eine Lösung für die gesamte Landeskirche hängt noch immer in den Ausschüssen der Synode. Dafür will das Moritzburger Diakonenhaus im nächsten Jahr eine Fachschule für die Ausbildung religionspädagogisch qualifizierter Erzieher eröffnen und dafür bis zu vier Millionen Euro in die Hand nehmen. Der Bedarf ist da.
Eine Weiterbildung in Sachen Glauben scheitert bei Erziehern aber oft am zu knappen Personalschlüssel in sächsischen Kitas. »Für die Vor- und Nachbereitung sowie die Fortbildung bleibt da zu wenig Raum«, sagt Oberlandeskirchenrat Burkart Pilz. Sachsens neuer Kultusminister Christian Piwarz (CDU) hat Besserung in Aussicht gestellt und lässt gerade Eltern und Erzieher zu ihren Wünschen befragen.
Kirchgemeinden können den evangelischen Kitas in ihrer Nähe schon heute ganz einfach helfen: Indem sie in ihnen keine Fremdkörper sehen, sondern einen Teil ihres Auftrages. »Aber ob aus den Kindern später dann auch treue Gemeindeglieder werden«, sagt Kai Schmerschneider, »das liegt nicht in unserer Hand«.
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Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna