Auch in der Krise Ostermomente erspüren
Das zwangsläufige Innehalten in der Corona-Krise könnte auch als Chance gesehen werden, Kraftquellen des Lebens aufzuspürenWie wäre es, Ängste und Sorgen tanzen zu lassen? Der Biografiearbeiter Andreas Mäckler schlägt vor, negative Gedanken in der Fantasie auf Schilder zu bannen, mit denen kleine Soldaten aus den Ohren tanzen und sie wegtragen. Er hat seine Erfahrungen aus der Biografiearbeit schon längst vor Corona zu einem Online-Kurs »Glücksmomente« zusammengetragen. Denn es gibt »keinen zwingenden Grund, auf Ereignisse von außen in einer vorgefassten, gleichbleibenden Weise zu reagieren. Wir können Krisen nutzen, um daraus zu lernen.«In seinen Online-Formaten wie »Die heilende Biographie« oder »Glücksmomente« lohnt es sich durchaus zu stöbern – und sie vielleicht für die aktuelle Situation für sich selbst anzupassen.
Nein, es ist keine »Kriegszeit«. Zwar geht eine unsichtbare und ungreifbare Bedrohung unter uns um, doch es gibt keine Gewalt, Plünderungen oder Bombeneinschläge. Das Leben draußen ist zwar eingefroren, doch ruhig – sogar betont höflich und hilfsbereit.
»Viele Menschen fühlen sich jetzt sehr blockiert«, berichtet Biografin Michaela Frölich. Ihr ist es wichtig, dass Menschen gerade den dunklen Gedanken und den Ängsten Raum geben. Sich aber dann daran erinnern: Zu welchen Zeiten war ich ähnlich mutlos? Wer oder was hat mir geholfen? Welche guten Momente hatte ich? Manchmal reiche es schon aus, das Fenster zu öffnen und den jetzt so strahlenden Himmel intensiv aufzunehmen.
Michaela Frölich arbeitet ganz bewusst mit Bibelversen: Gerade vor dem Einschlafen oder nach dem Aufwachen lassen sich die Gedanken auf einen Vers richten: Welchen Weg geht er mit einem bei einer Betrachtung über mehrere Tage hindurch? Zu welchen Erinnerungen und Gedanken führt er mich? Ihre Idee lässt sich erweitern: Dieser Gedankenweg lässt sich durchaus schriftlich festhalten: Wie Bibelverse – vielleicht der Konfirmations- oder Trauspruch – in uns wirken, diese Erfahrung lohnt es nachzuzeichnen – auch als Wegskizze.
Alleinstehende, die jetzt auf sich selbst zurückgeworfen sind, können sich fragen: Wie haben mich meine Begegnungen geprägt? Und wie sah der Lebenswunsch aus? Dies lässt sich auf einem großen Blatt Papier skizzieren. Welche Wege führten dorthin, damit er Raum gewinnen konnte? Welche Hindernisse konnten überwunden werden? Wie entfaltete er sich vielleicht anders als gedacht und geplant – und konnte umso farbiger Raum gewinnen?
Daran anknüpfend lässt sich vielleicht ein ganzer »Glaubensbaum« skizzieren. Dieses Bild hat ebenfalls Michaela Frölich erarbeitet: »Welche Zweige, Äste oder Früchte brachten Begegnungen oder Gespräche hervor? Welche Stationen und Wendepunkte markierten das Leben?«
Solche intensiven Zeiten oder Wege lassen sich nicht nur spirituell, sondern mit allen fünf Sinnen erfassen: Gibt es einen Geschmack der Landschaft im gleißenden Frühlingslicht? Eine Farbe für ein Gespräch? Eine Melodie, die bei der stillen Zeit vor der Osterkerze Raum gewinnt?
Michaela Frölich ist es wichtig, auch bewusst am Tag Zeiten einzuplanen, in denen etwas zu tun ist. Das dies heilsam sein kann, hat sie in ihrem eigenen Leben erfahren, als eine Krankheit ihre Familie prägte: »Ich nutzte diese Zeit trotz allem« – vielleicht auch nur für notwenige Mails. »In dieser Stunde ging es mir am besten.« Auch nun, in Corona-Zeiten, ist es ihr wichtig neu zu überlegen: »Wie kann ich andere erreichen?« Etwa durch Online-Angebote oder Anrufe.
Das lässt sich auch weitertragen: Etwa beim abendlichen Telefonat mit den Enkeln, in denen nun anstelle äußerer Ereignisse des Tages sich die aus der Stille gewonnenen Erlebnisse erzählen lassen. Längst schon ist es nicht mehr selbstverständlich, dass Eltern und Großeltern den Kindern zum Einschlafen Familiengeschichten oder Erinnerungen erzählen. Ist jetzt Zeit, das telefonisch oder per E-Mail zu gestalten? Oder zunächst für sich diese Wege aufzuzeichnen?
Eine Krise ist nicht unbedingt ein Wendepunkt zum Schlechteren. Sie kann gerade auch den Weg zu anderen Möglichkeiten bahnen. Oder zum Innehalten anregen: Was will ich noch erreichen, wenn diese Zeit des Stillstands überwunden ist?
Jetzt zu Ostern lässt sich ein Feier-Tagebuch beginnen. Mit ganz besonderen Erinnerungen, die es festzuhalten lohnt. Welche Gedanken und Bilder gaben Ihnen Ostern 2020 Kraft? Auch in dieser Zeit lassen sich Glaubens- und Erfahrensschätze gewinnen, die Frucht tragen können und es wert sind, weitergegeben zu werden.
Impressionen Frühjahrssynode 2024
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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