Christoph schreibt:
26. Januar 2016, 7:15
Lieber Christoph,
genauso sieht Paul das.
Und es wird ja durchaus von verschiedenen Deppen behauptet, dass sie so etwas oder doch ähnliches getan hätten. Warum glauben Sie es bei Jesus, bei Herakles aber nicht? Weil es bei Jesus wirklich geschehen ist? Und hier beißt sich die Katze.
Herzlich
Ihr Paul
Heilig oder historisch?
Theologen drehen jeden Satz in der Bibel um auf der Suche nach historischer Wahrheit. In Kirchgemeinden können das viele nicht nachvollziehen – auch ein Grund für die jüngsten innerkirchlichen Debatten.Was haben die Weihnachtsgeschichte, die Schöpfungserzählungen und die Übergabe der Zehn Gebote an Mose gemeinsam? Sie gehören zu den Kerntexten christlichen Glaubens – und sind, glaubt man historisch-kritischen Forschungsergebnissen, in Wirklichkeit wohl nie geschehen.
Seit der Zeit der Aufklärung klopfen Theologen ausgehend von Deutschland die Bibel Satz für Satz ab, fragen historisch-kritisch nach den Umständen ihrer Entstehung, ihrer Echtheit, sogar nach mündlichen Vorläuferquellen. Und entscheiden so mit dem Werkzeug wissenschaftlicher Wahrscheinlichkeiten, was Gotteswort ist – und was nur der jeweiligen Zeit geschuldet.
»Doch die Gemeindepraxis hat sich sehr weit entkoppelt von der akademischen Theologie«, sagt der Plauener Schulpfarrer Falk Klemm. »Die historisch-kritische Theologie schafft Distanz zur Bibel. Gemeindeglieder haben Trost in ihr erfahren und plötzlich sollen sie über sie urteilen.«
Klemm ist einer der Sprecher der Sächsischen Bekenntnisinitiative, die sich gegen die Öffnung von Pfarrhäusern für gleichgeschlechtliche Partnerschaften wendet. Die harte Debatte um die Haltung der Bibel zur Homosexualität hat hier eine ihrer Wurzeln: Viele Theologen sehen sie historisch-kritisch in der Zeit ihrer Entstehung begründet und damit als überholt an – viele konservative Christen in den Gemeinden verstehen das nicht.
Die Bekenntnisinitiative fordert deshalb Alternativen zur historisch-kritischen Theologie in den Ausbildungsstätten der Landeskirche. »Die historisch-kritische Methode geht aus ideologischen Gründen von dem Aberglauben aus, dass Gott in der Geschichte gar nicht direkt eingreifen kann. Das ist methodischer Atheismus«, kritisiert Falk Klemm. Wunder oder echte Prophetie? Die seien unter rationaler Perspektive undenkbar. »Die historisch-kritische Methode muss aus der Bevormundung durch die Vernunft herauskommen. Dann haben wir wieder Gott direkt«, fordert der Pfarrer.
Studierende mit einer konservativen Frömmigkeit haben auch an der Leipziger Universität mit der historisch-kritischen Methode zu kämpfen. »Das ist für sie oft ein schockierendes Moment«, weiß Cornelius Voigt, Studienassistent des konservativen Leipziger Theokreises. »Ich habe selbst auch großen Gewinn aus der historisch-kritischen Methode gezogen«, sagt Voigt. »Aber sie ist fast die einzige Methode in der universitären Theologie – da würde ich mir mehr Alternativen wünschen.«
Die gibt es vor allem außerhalb des historisch-kritischen Mutterlandes Deutschland. Amerikanische Theologen versuchen in der kanonischen Exegese, biblische Texte stärker von ihrer Stellung in der Bibel her zu verstehen. Aus der französischen Literaturwissenschaft kommt die Idee, die Geschichten der Bibel wie Erzählungen zu analysieren. Und dann gibt es noch die fundamentalistische Bibelauslegung.
»Jede Methode braucht Kritik und Ergänzungen«, sagt Sachsens Landesbischof Carsten Rentzing. »Den Mut dazu wünsche ich mir an den Theologischen Fakultäten – aber dafür sind sie in akademischer Freiheit selbst zuständig und diese Debatten sind in ihnen auch schon angekommen.«
Er selbst habe als Theologe immer historisch-kritisch gearbeitet und diese Methode als Segen empfunden, weil sie auch von Irrtümern befreie, betont der Bischof. »Man muss die Vernunft gebrauchen, um die Heilige Schrift zu verstehen – aber eine Verkündigung wird nur möglich sein, wenn man die Schrift selbst zu Wort kommen lässt neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen.« Für den Landesbischof ist das kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander.
Paul schreibt: 26. Januar 2016, 8:24
Lieber Paul,
weil ich mich entschieden habe, Jesus zu glauben. Weil ich mit Petrus sage: Herr, wohin sollen wir gehen? DU hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.
Danke für die Illustration dessen, wozu die strikte und ausschließliche Anwendung der HKM führt. Und in diesem Sinne sind die, die den Worten der Bibel wirklich Glauben schenken, weit mehr Seiltänzer als Paul, der sich alle paar Meter an historisch-kritischen Sicherungshäken festhält.
Herzliche Grüße
Ihr Christoph
(jetzt warte ich erst mal auf A. Rau, ehe ich den Platz hier wieder mit Nebengefechten fülle)
Lieber Christoph,
in diesem Punkt gebe ich Paul gerne Recht. Denn hier findet – zumindest in meinen Augen – schon lange kein wirkliches Gespräch mehr statt. Das Ganze erinnert eher an eine Schneeballschlacht: ein belangloser Spaß, bei dem man versucht, den anderen zu treffen ohne selbst getroffen zu werden. Von daher „darfst“ Du Dich gerne einmischen. Zumal Du gerade eine ganz wesentlichen Punkt angesprochen hast.
Ein anderer wesentlicher Punkt dürfte sein: „Einen Menschen lieben, heißt einen Schatz zu entdecken, der allen anderen verborgen bleibt.“ Sinngemäß: Man muß die Bibel lieben, um ihren Wert zu erkennen. Deshalb werden Bibelkritiker niemals begreifen, welch gewaltigen Schatz sie gelegentlich in Händen halten – nur um daran herumzumäkeln. Es ist halt nicht möglich, Blinden zu erklären, was Farben sind.
Andreas
Christoph schreibt:
26. Januar 2016, 9:04
Lieber Christoph,
den ersten Teil könnte ich genauso sagen. Wobei ich sagen würde, dass Gott mich entschieden hat zu glauben. Aber da könnten wir uns sicher einigen.
Ich will Ihnen nicht die Ehre nehmen, der bessere Seiltänzer zu sein. Aber wo genau sichere ich mich?
Herzlich
Ihr Paul
(Nehmen Sie keine Rücksicht auf A. Rau. Er initiiert solche Runden und genießt dann, wie wir tanzen – und wie er nicht antworten und Rechenschaft ablegen muss. Wenn es ihm zu müde wird oder nicht mehr passt, streut er wieder etwas ein. Wenn Sie also schwiegen, würden Sie ihn um einen Genuss bringen – was allerdings eine gerechte Strafe wäre.)
A.Rau schreibt: 26. Januar 2016, 11:26
Lieber Andreas,
na ja, Schneeballschlacht mit zwei Winterhassern. Hat ja fast schon was maochistisches!
Aber bevor ich hier weiterschreibe hätte ich schon ganz gerne deine Ansicht wenigstens zur ersten meiner beiden Fragen gehört.
Viele Grüße
Christoph
Paul schreibt:
26. Januar 2016, 8:23
Lieber Paul,
vielleicht hatte ich ausnahmsweise auch mal die Hoffnung auf eine klare Antwort.
Und dann kommen wieder solche Sachen „Aber was würde es Ihnen nützen, wenn ich Ihnen sagte, wer er ist – oder besser: Wer er für mich ist?“
Ich halte es nicht nur für falsch, wenn Sie das historische Geschehen auf dem See Genezareth völlig außen vor lassen; sondern es ist auch intellektuell unredlich.
LG, Bastl
Christoph schreibt:
26. Januar 2016, 8:13
"Da die universitäre Ausrichtung der Ausbildung kaum reformierbar sein dürfte, brauchte man nicht eine oder mehrere bekenntnistreue Ausbildungsstätten (ähnlich des Predigerseminars Finkenwalde)? Und Gemeinden, die im Anforderungsprofil gerade solche Pfarrer/Prediger nachfragen? In dieser Hinsicht ist es schon schade, dass gerade heute immer mehr nichtuniversitäre Ausbildungsstätten sich vermehrt nach staatlicher Anerkennung ausstrecken und sich die Probleme auf diesem Wege wieder ins Haus holen."
Was hältst Du in diesem Zusammenhang von Reformatorisch Theologischen Seminar (RTS) in Heidelberg oder der ART in Hannover?
Hallo Bastl,
dazu bin ich eigentlich nicht aussagefähig (zu wenig Ahnung). Ich kenne vom Hören und Lesen her nur zwei Vertreter der Einrichtungen (Klautke und Kaiser). Und die sagen mir persönlich recht gut zu. Sie haben zwar eine deutlich reformatorische Prägung, aber wenn in dieser Frage beiderseits Offenheit besteht, soll jeder seiner Überzeugung gewiss sein.
Leider ist das nicht immer der Fall. Brauchst nur mal bei Theoblog.de manche Leserbeiträge überfliegen. Da ist jenseits extremcalvinistischer Lesart kein Leben mehr zu entdecken.
Deshalb bin ich nach wie vor der festen Überzeugung: Es braucht eine breitere Basis als Bekenntnisgrundlage.
Viele Grüße
Christoph
Bastl schreibt:
26. Januar 2016, 14:09
Lieber Bastl,
entschuldigen Sie bitte. Ich denke immer, dass Ihnen die biblischen Bezüge doch ins Gesicht springen müssten. Ich gehe da immer von mir aus – das kritisieren Sie ja zurecht.
Also: Wie oft habe ich schon auf Joh. 4 hingewiesen – und das ist eine rhetorische Frage? Sie müssen selber merken, wer dieser Jesus für Sie ist.
Wenn Sie wissen, wer er für mich ist: Da fühle ich mich bei dem ganz gut aufgehoben, was Christoph schrieb. Und persönlich finde ich die Barmer Erklärung ausgezeichnet. Er ist für mich das eine Wort Gottes, …!
Wer ist er denn für Sie?
Im Sinne unseres Diskurses nebenan: Es ist für Sie intellektuell unredlich.
Herzlich
Paul
Paul schreibt:
26. Januar 2016, 15:57
Lieber Paul,
ich sage doch nicht, dass ich den "biblischen Bezug" der Geschichte nicht auch sehe. Nur bin ich nicht so einseitig, dass ich die historische Komponenten weglassen. Das meine ich manchmal mit Komplementarität.
Für mich ist er auch das Wort Gottes, das Wasser des Lebens, das Licht auf meinem Weg, der Weg in den Himmel, die Wahrheit, das Opferlamm u.v.m.
Aber das heißt nicht, dass er für jeden subjektiv etwas anderes sein kann. Natürlich hat jeder eine unterschiedliche Lebenssituation, aber Christus stellt auch universale Ansprüche. Er ist z.B. das Licht der Welt und nicht NUR mein Licht. Es kommt niemand zum Vater, außer durch ihn.
LG, Bastl
Seiten
Impressionen Frühjahrssynode 2024
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
Zum Vergrößern hier klicken.
Weitere Impressionen finden Sie hier.
Diskutieren Sie mit