A.Rau schreibt:
23. Januar 2016, 22:17
Lieber Herr Rau,
mögen Ihnen Ihre boshaften Unterstellungen in Form von Schnee auf Haupt und Füße fallen – und zwar mindestens bis Mitte April – während es im Rest des Landes sonnig warm ist!
Ich habe mich Ihnen zum Knecht gemacht, um Ihnen zu erklären, was ich wie warum so sehe, wie ich es sehe. Dabei ging es mir nicht um Wissenschaft, sondern um meinen Glauben. Wie Paulus habe ich mich dabei zum Narren gemacht – um Ihnen gefällig zu sein.
Sie aber wollen nicht verstehen. Nun – nachdem hin und wieder Sie mich um einen Rat baten, bitte ich Sie um einen: Wie soll man mit einem Menschen umgehen, dessen Augen gehalten sind oder der immer wieder das heraus liest, was er lesen möchte? Soll man sich den Schnee von den Füßen schütteln? Es wieder und wieder versuchen – 7 x 70 Mal?
Wissen Sie, was schön ist? Sie haben kein Monopol am Glauben anderer und auch nicht an den Worten. Sie haben ein Monopol an sich.
Ansonsten verstehe ich immer weniger, warum Sie dann nicht dieser Kirche den Rücken kehren? Ich halte Sie und die, die Sie fromm und ich scheinfromm nennen, aus, weil ich einmal meine, dass dies notwendig ist im Blick auf die Gesellschaft. Und dann, weil ich glaube, dass Gott das von seiner Kirche will. Sie halten uns für abgefallen, Diener*innen des Antichristen – warum bleiben Sie? Und wenn es woanders besser ist – warum sind dann diese kleinen Gruppen so mickrig? Und warum geht es bei denen so kleinkariert zu? Wo ist denn die Kraft des Wortes, auf das Sie sich immer berufen – und ich glaube nicht, dass es das Wort Gottes ist, auf welches Sie sich berufen. Ging Ihnen der Ring verloren?
Übrigens würde ich niemals solchen Käse erzählen wie Bastl, der meinte, bei Jesus ginge es auch darum, dass er auch die Stürme unseres Lebens stillen würde (So ähnlich hatte er ja auch bei den Bergen argumentiert – Bastl sagt: 7. September 2012 um 13:10). Das mag ihn fromm vorkommen. Aber das ist Unsinn. Die Funktion der Texte ist eine ganz andere.
Herzlich
Ihr Paul
Heilig oder historisch?
Theologen drehen jeden Satz in der Bibel um auf der Suche nach historischer Wahrheit. In Kirchgemeinden können das viele nicht nachvollziehen – auch ein Grund für die jüngsten innerkirchlichen Debatten.Was haben die Weihnachtsgeschichte, die Schöpfungserzählungen und die Übergabe der Zehn Gebote an Mose gemeinsam? Sie gehören zu den Kerntexten christlichen Glaubens – und sind, glaubt man historisch-kritischen Forschungsergebnissen, in Wirklichkeit wohl nie geschehen.
Seit der Zeit der Aufklärung klopfen Theologen ausgehend von Deutschland die Bibel Satz für Satz ab, fragen historisch-kritisch nach den Umständen ihrer Entstehung, ihrer Echtheit, sogar nach mündlichen Vorläuferquellen. Und entscheiden so mit dem Werkzeug wissenschaftlicher Wahrscheinlichkeiten, was Gotteswort ist – und was nur der jeweiligen Zeit geschuldet.
»Doch die Gemeindepraxis hat sich sehr weit entkoppelt von der akademischen Theologie«, sagt der Plauener Schulpfarrer Falk Klemm. »Die historisch-kritische Theologie schafft Distanz zur Bibel. Gemeindeglieder haben Trost in ihr erfahren und plötzlich sollen sie über sie urteilen.«
Klemm ist einer der Sprecher der Sächsischen Bekenntnisinitiative, die sich gegen die Öffnung von Pfarrhäusern für gleichgeschlechtliche Partnerschaften wendet. Die harte Debatte um die Haltung der Bibel zur Homosexualität hat hier eine ihrer Wurzeln: Viele Theologen sehen sie historisch-kritisch in der Zeit ihrer Entstehung begründet und damit als überholt an – viele konservative Christen in den Gemeinden verstehen das nicht.
Die Bekenntnisinitiative fordert deshalb Alternativen zur historisch-kritischen Theologie in den Ausbildungsstätten der Landeskirche. »Die historisch-kritische Methode geht aus ideologischen Gründen von dem Aberglauben aus, dass Gott in der Geschichte gar nicht direkt eingreifen kann. Das ist methodischer Atheismus«, kritisiert Falk Klemm. Wunder oder echte Prophetie? Die seien unter rationaler Perspektive undenkbar. »Die historisch-kritische Methode muss aus der Bevormundung durch die Vernunft herauskommen. Dann haben wir wieder Gott direkt«, fordert der Pfarrer.
Studierende mit einer konservativen Frömmigkeit haben auch an der Leipziger Universität mit der historisch-kritischen Methode zu kämpfen. »Das ist für sie oft ein schockierendes Moment«, weiß Cornelius Voigt, Studienassistent des konservativen Leipziger Theokreises. »Ich habe selbst auch großen Gewinn aus der historisch-kritischen Methode gezogen«, sagt Voigt. »Aber sie ist fast die einzige Methode in der universitären Theologie – da würde ich mir mehr Alternativen wünschen.«
Die gibt es vor allem außerhalb des historisch-kritischen Mutterlandes Deutschland. Amerikanische Theologen versuchen in der kanonischen Exegese, biblische Texte stärker von ihrer Stellung in der Bibel her zu verstehen. Aus der französischen Literaturwissenschaft kommt die Idee, die Geschichten der Bibel wie Erzählungen zu analysieren. Und dann gibt es noch die fundamentalistische Bibelauslegung.
»Jede Methode braucht Kritik und Ergänzungen«, sagt Sachsens Landesbischof Carsten Rentzing. »Den Mut dazu wünsche ich mir an den Theologischen Fakultäten – aber dafür sind sie in akademischer Freiheit selbst zuständig und diese Debatten sind in ihnen auch schon angekommen.«
Er selbst habe als Theologe immer historisch-kritisch gearbeitet und diese Methode als Segen empfunden, weil sie auch von Irrtümern befreie, betont der Bischof. »Man muss die Vernunft gebrauchen, um die Heilige Schrift zu verstehen – aber eine Verkündigung wird nur möglich sein, wenn man die Schrift selbst zu Wort kommen lässt neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen.« Für den Landesbischof ist das kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander.
Christoph schreibt:
24. Januar 2016, 7:19
Lieber Christoph,
was soll denn rauskommen?
Herzlich
Ihr Paul
Paul schreibt:
25. Januar 2016, 5:58
"Übrigens würde ich niemals solchen Käse erzählen wie Bastl, der meinte, bei Jesus ginge es auch darum, dass er auch die Stürme unseres Lebens stillen würde (...) Das mag ihn fromm vorkommen. Aber das ist Unsinn. Die Funktion der Texte ist eine ganz andere."
Lieber Paul,
ach, kann Gott das also auch nicht? Oder will uns der Text von der Sturmstillung noch etwas völlig anderes sagen? Etwas, was nur Sie, lieber Paul, erkennen? Was wäre dies?
LG, Bastl
Bastl schreibt:
25. Januar 2016, 10:36
Lieber Bastl,
ich rede über die Funktion, die ein Text hat und nicht über das, was Gott kann. Was die Funktion dieser Texte ist, hatte ich Ihnen bereits geschrieben ( Paul sagt: 19. September 2012 um 13:29; Paul sagt: 3. Dezember 2012 um 07:17; Paul sagt: 11. März 2013 um 22:06; Paul sagt: 11. November 2013 um 10:19)
Ansonsten: Sie wissen ja, dass ich zu Augustinus ein gespanntes Verhältnis habe. Aber der erste Abschnitt aus den Bekenntnissen – in der Übersetzung von Kurt Flasch – gehört zu den mir liebsten Texten.
Herzlich
Paul
Lieber Paul,
das wäre tatsächlich interessant. Könnten Sie bitte nicht in solch nebulösen Andeutungen sondern mit kurzen klaren Worten beschreiben, "Was die Funktion dieser Texte ist"?
A.Rau
A.Rau schreibt:
25. Januar 2016, 20:49
Lieber Herr Rau,
na klar kann ich das: Wie bei der Jungfrau zeigen sie, wer Jesus ist - für die, die ihm glauben.
Herzlich
Ihr Paul
Und wer ist dieser Jesus?
Und kann dieser Jesus die Stürme unseres Lebens stillen?
Die Antwort liegt doch eigentlich auf der Hand, ja sie steht sogar im Text: "Was ist das für ein Mann, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind? " Wer hat Macht über die Elemente, wenn nicht Gott - und Gott allein.
Wahrscheinlich sieht Paul das ähnlich - mit dem grundlegenden Unterschied, dass allein der Text das aussagt (diese Funktion hat) und das, ohne sich dabei zwingend auf reelles Geschehen stützen zu müssen. (richtig, Paul?) Aber ohne wirkliches Geschehen könnte das jeder "Depp" behaupten und ich vertraue auf mein dumpfes Gefühl. Und das ist mir zu wenig.
Christoph
Lieber Andreas,
noch einmal zur Frage nach der HKM und dem damit verbundenen Einwurf von Paul, warum denn der Bischof dann ...
Ich habe wieder einmal etwas in Klaus Bergers Buch "Die Bibelfälscher" gelesen, in dem er ja detailliert auf die Misstände in der Folge der Anwendung der HKM eingeht. Dabei bin ich im Schlusswort auf eine Passage gestoßen, die in ähnliche Richtung zu gehen scheint. Ich zitiere mal daraus:
"Jede Neugier und jedes Nachfragen sind grundsätzlich erlaubt und nicht zu verbieten. Doch wenn es mit dieser merkwürdigen Wissenschaft weitergehen soll, dann nur, wenn sie eine gründliche Reform durchlaufen hat. Die Lösung heißt dann nicht einfach, dass sie frömmer sein müsste. Aber sie könnte und sollte sich dem Text viel stärker unterordnen und nicht von dem Generalverdacht ausgehen, erst der Exeget müsse den Text vom Kopf auf die Füße stellen. Dieser Verdacht hieß jetzt 200 Jahre lang: Mit dem Text ist etwas nicht in Ordnung, er ist falsch und muss vom Exegeten korrigiert werden. Ich verlange strikten und reinen Gehordsam gegenüber dem Text. Der Exeget sollte glücklich sein, wenn er den Text mit Leidenschaft lieben kann und sich selbst dabei ganz und gar zurücknimmt.
Wenn aber der Exeget bei seinem Tun selbst nicht weiß, wo er steht, dann dringen Ideologien und Ersatz-Weltanschauungen in das zarte Gewebe ein, an dem er arbeitet. Der Grad der Verseuchung durch Pilze, Keime und Mikropben war und ist maximal. ... Der Exeget muss den Text nicht richterlich beurteilen oder in seiner Qualität abschätzen. Er weiß um die Wahrheit nicht ohne diesen Text oder neben ihm her, sondern am Ende nur durch ihn.
Lebendig aber ist ein solcher Text nur, wenn man ihn im Zusammenhang seiner näheren und weiteren Umgebung liest. Diese Einsicht ist das einzig Neue, was das 20. Jahrhundert in dieser Sache gebracht hat." (Klaus Berger, Die Bibelfälscher, Pattloch-Verlag, S. 345-346)
Dazu zwei Fragen:
Richtet sich deine Kritik gegen die HKM an sich oder gegen deren als alternativlos dargestellte Nutzung unter den auch von Berger kritisierten Prämissen? Sollte das zweite der Fall sein, könnte ich z.B. auch das Wort des Bischofs verstehen (und da steht er nicht allein).
Zweitens: Da die universitäre Ausrichtung der Ausbildung kaum reformierbar sein dürfte, brauchte man nicht eine oder mehrere bekenntnistreue Ausbildungsstätten (ähnlich des Predigerseminars Finkenwalde)? Und Gemeinden, die im Anforderungsprofil gerade solche Pfarrer/Prediger nachfragen? In dieser Hinsicht ist es schon schade, dass gerade heute immer mehr nichtuniversitäre Ausbildungsstätten sich vermehrt nach staatlicher Anerkennung ausstrecken und sich die Probleme auf diesem Wege wieder ins Haus holen.
Viele Grüße
Christoph
Bastl schreibt:
25. Januar 2016, 23:16
Lieber Bastl,
ich muss gestehen, dass mich Ihre Frage ein wenig verblüfft. Seit Jahren kennen wir uns und nun kommt heraus, dass Sie gar nicht wissen, wer dieser Jesus ist.
Aber was würde es Ihnen nützen, wenn ich Ihnen sagte, wer er ist – oder besser: Wer er für mich ist? Es gibt in der Bibel dazu eine hübsche Geschichte. Jesus fragt die Jünger: Wer sagen die Leute, dass ich sei? Die Jünger: So dies und das. Jesus: Und Ihr? Eine Antwort finden Sie unter Mt 16,16 – allerdings sollten Sie auch Vers 17 mitlesen.
Zu den Stürmen: Nun, seit kurzem habe ich das Gefühl, dass ich noch gar keinen Sturm erlebt habe. Deshalb kann ich das nicht so sagen. Ich hoffe es, dass ich in den Stürmen nicht untergehe, hoffe, gehalten zu werden, wenn es stürmt. Und hoffe, im Rückblick sagen zu können: Ja.
Und ich hoffe, nicht zu zerbrechen, wenn ich erlebe, was zur Zeit tausende erleben, die alles verloren haben wie Hiob – dazu noch die Heimat – und die dann zu Christ*innen kommen, die mit Ausländer-raus-Plakaten durch die Straßen laufen.
Also, da Sie es kurz lieben: Ich hoffe es und vertraue darauf.
Herzlich
Paul
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