Sehr geehrter Herr Theologe,
Sie schreiben: „Bischof Ulrich hat es nicht nötig, daß ich ihn hier verteidigen müßte. Ich habe ihn mehrfach live erlebt und weiß, daß er ein gläubiger Mann ist.“ Dies stellt (vermutlich) niemand in Abrede. Denn auch der Dalai Lama ist ein gläubiger Mann; Ayatollah Khomeini war auch einer und Rabbi … Die Welt war und ist voll von gläubigen Männern und Frauen. Doch das macht sie nicht automatisch zu Christen.
Bischof Ulrich selber schreibt: „Ostern ist: Das Leben steht auf gegen den Tod. Die Macht der Liebe gibt sich nicht zufrieden mit der Gegenwart von Hass und Gewalt. Sie tut den Mund auf für die Stummen; sie packt zu, wenn Not an Mann und Frau ist; sie gibt Flüchtenden Herberge und heißt Fremde willkommen als das, was sie sind: Ebenbilder Gottes, wie wir alle.“ Sehr schön, allerdings solch ein „Ostern“, sprich: ethisch-moralische Ideale, dürften alle Religionen kennen: Buddhisten, Hindus, Juden, Muslime … selbst Kommunisten.
Das Ostern der Christen ist anders. Es bietet nicht schwammige Theorie sondern historische Fakten; z. B. Nägelmale, in die der verzweifelte Thomas seine Finger legen konnte, und ein Grab, in dem die Frauen den Gekreuzigten vergeblich suchten.
Und vor allem: Bischof Ulrich schreibt immer wieder von Aktivität; z. B. „Ich glaube, auf diesem Bild geschieht Ostern: Der Mann wendet sich um. Er wechselt aus der Karfreitags- Erstarrung in eine Öffnung … Jesus, der Gottesmann und Meister, ist tot. Sein Leib wird vergehen wie jeder Menschenleib. Aber das, was in ihm göttlich war, seine Sache, seine Haltung, seine Leidenschaft und sein Einsatz für das wahre Leben, das ist mitnichten tot. Es lebt – wenn sie, die Nachfolger, es wollen. Durch sie und mit ihnen wird es leben. Einzeln wird ihnen das nicht gelingen, nur gemeinsam. Das hatten sie ja mit Jesus erlebt und begriffen! … Und nehmen es – aus Jesu Händen – jetzt in ihre eigenen Hände“
Der Mann wendet sich um … das Göttliche lebt, wenn die Nachfolger es wollen … sie nehmen es in ihre eigenen Hände … Na dann viel Glück, lieber Herr Bischof und allen, die seines Glaubens sind, werden Sie aktiv – wenden Sie sich um, lassen sie das Göttliche leben, nehmen sie es in Ihre eigenen Hände!
Wir Christen haben eine bessere Hoffnung als menschliche Aktivitäten. Wir leben aus dem, was uns vom Auferstandenen geschenkt wird: „Maria … Simon, des Johannes Sohn, hast Du mich lieb … folge mir nach.“ Ostern ist nicht Umdenken sondern Begegnung.
Der Herr ist auferstanden!
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