Alle zehn Sekunden stirbt ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Hunger.« Die Welthungerhilfe benennt drastisch, was hinter der abstrakten Zahl von 821 Millionen hungernden Menschen steht: Menschen, die sterben, weil sie nicht genug zu essen haben. Kinder, die sterben, bevor sie die Chance hatten, erwachsen zu werden. Jahrelang ist die Gruppe der hungernden Menschen kleiner geworden, zum Tiefststand 2015 waren es 785 Millionen. Seitdem haben wieder mehr Menschen nicht genug zum Leben. Das ist schrecklich.
Die Klimaerwärmung ist einer der Gründe für Hunger. Ist es verantwortbar, sich im Norden der Weltkugel täglich seinen Teller mit Fleisch zu füllen, für dessen Produktion im Süden riesige Monokulturen geschaffen werden? Große Konzerne kaufen Land auf, auf dem sie Tierfutter anbauen. Das Fleisch der Tiere kommt später in den reichen Ländern auf den Tisch. Riesige Fischfangflotten sind in den Ozeanen unterwegs und fischen, was das Zeug hält. Heimische Fischer in Afrika kommen mit leeren Netzen zurück. Menschen verlassen ihre Heimat, wenn sie dort nicht mehr überleben können, wenn sie durch Erosion und Überschwemmungen buchstäblich den Boden unter den Füßen verlieren. Sind das dann Wirtschaftsflüchtlinge oder Menschen, die keine andere Wahl haben?
Beim Weltnachhaltigkeitsgipfel im September in New York steht eine Zwischenbilanz der Entwicklungsziele auf dem Programm. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet von dort ein »deutliches Signal« für mehr Anstrengungen, um Hunger und Armut zu überwinden. Anstrengungen, für die sie auch in Deutschland sorgen muss.
Renate Haller ist Redakteurin bei der »Evangelischen Sonntags-Zeitung« in Frankfurt/Main.